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Angst vor Abzug ausländischer Soldaten

Menschen in Indonesien befürchten wachsende Korruption im Land


Von Burt Herman
Banda Aceh (AP). Das Misstrauen in die indonesischen Streitkräfte ist groß. Korruption, so fürchten viele in der vom Tsunami zerstörten Provinz Aceh, könnte dazu führen, dass Hilfsgüter nicht gerecht verteilt werden. Mit entsprechender Sorge denken die Menschen an den Abzug der Soldaten aus den USA, Australien, Deutschland oder Jordanien, die zur Versorgung der Flutopfer auf die Insel Sumatra gekommen sind.
Bis Ende März sollen die ausländischen Militäreinsätze nach dem Willen der Regierung abgeschlossen sein. »Wenn sie gehen, werden wir verhungern«, sagt der 27-jährige Syarwan, ein Schneider, der gemeinsam mit 45 Verwandten unter einer Zeltplane in einem Auffanglager in der Provinzhauptstadt Banda Aceh sitzt.
Ähnlich äußert sich ein anderer Überlebender, der Zuflucht in einem Lager auf dem Gelände eines örtlichen Fernsehsenders gefunden hat, das mittlerweile etwa 4000 Obdachlose beherbergt. »Von der indonesischen Regierung können wir keine Hilfe erwarten«, sagt der 35-jährige Muhammad Yusuf. »Den ausländischen Militärs vertrauen wir.«
Vor der verheerenden Flutkatastrophe am 26. Dezember war die Provinz Aceh wegen des Bürgerkriegs zwischen Rebellen und Regierungstruppen für Ausländer Sperrgebiet. Nach dem Tsunami ließen die Behörden internationale Hilfsorganisationen und Truppen einreisen. Für viele Flutopfer ist der beispiellose Einsatz ausländischer Kräfte die einzige Hoffnung. Manche Bewohner von Aceh stehen der Präsenz - insbesondere der amerikanischen Soldaten - aber durchaus skeptisch gegenüber. Es bestehe der Verdacht, dass die USA nur mit Hintergedanken helfen, sagt beispielsweise eine 25-jährige Frau, die vor einem singapurischen Lazarett campiert. Befürchtet werde unter anderem, dass die Amerikaner einen Stützpunkt auf Sumatra errichten wollten.

Artikel vom 15.01.2005