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55 000 neue Knie pro Jahr

Ärzte bekämpfen Schmerzen höchst unterschiedlich

Münster (dpa). Millionen Menschen in Deutschland schmerzt das Knie. Knieschmerzen: Die Ursachen können vielfältig sein.

Lautet die Diagnose Arthrose, dann erwartet den Patienten meist Schlimmeres als die ohnehin schon schmerzhaften Einschränkungen beim Sport, beim Treppensteigen oder beim normalen Gehen. Jahr für Jahr liegen Kniegelenkserkrankte hier zu Lande fünf Millionen Tage im Krankenhaus, schätzen Wissenschaftler der Universität Münster. Und etwa 55 000 Menschen erhalten pro Jahr ein künstliches Kniegelenk.
Über die richtigen Behandlungsmethoden der Volkskrankheit herrscht auch nach jahrzehntelanger Forschung noch immer große Uneinigkeit, wie an diesem Wochenende bei einer Tagung von 21 Medizinern in Münster deutlich wurde. Eindeutig sei bisher nur, dass bei schwerer Arthrose im Knie den Patienten ein Metallgelenk implantiert werden müsse, sagt Carsten Tibesku vom Uniklinikum Münster. Wenn der Knorpel im Knie abgenutzt sei, also der »Stoßdämpfer« zwischen dem Oberschenkel- und dem Unterschenkelknochen fehle, sei die Operation unvermeidbar.
Wie lange der Austausch des gesamten Gelenks oder zumindest eines der drei Gelenkteile hinausgezögert werden könne, liege dagegen oft in der Hand der Ärzte. Der Orthopädie-Experte Adrian Skwara etwa fordert, das Leid der Betroffenen erst einmal ohne operative Eingriffe zu lindern, am besten auch ohne Medikamente.
Die Patienten sollten zu Krankengymnastik in Eigenregie angeleitet werden oder Methoden wie Akupunktur und Magnetfeldtherapie ausprobieren. Sehr hilfreich seien zudem präparierte Schuhe: Einlagen, Puffer an den Hacken und Erhöhungen am Innen- und Außerrand. Ein großer Verstärker der Arthrose sei Übergewicht. Überschüssige Kilos zu verlieren, könne die Implantation um Jahre hinaus zögern, sagt Skwara.
Andere Wissenschaftler halten wenig von diesen konservativen Methoden und bevorzugen die Behandlung des ramponierten Knorpels mit arthroskopischen Eingriffen. Der Aachender Mediziner Ulrich Schneider sagte, eine Möglichkeit sei, kleinste Löcher in den Knorpel zu bohren, damit sich in ihm neues Gewebe bilde. Zur Stoßdämpfung im Knie eigne sich dieses Narbengewebe jedoch nicht. Insgesamt sei also auch die Wirksamkeit arthroskopischer Methoden nicht unbestritten.

Artikel vom 17.01.2005