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Lebensgefahr:
Würgeschlange
in der Zelle

Paderborner seit zwei Jahren in Haft

Von Christian Althoff
Paderborn (WB). Ein 3,5 Meter langer Python hat die Gefangenen im Abschiebehaftgefängnis von Manila in Angst versetzt. Das berichtete gestern der Paderborner Günter Grumbach (48), der mit seiner Frau Marion (53) seit nunmehr zwei Jahren in dem Gefängnis lebt.

Die Grumbachs waren 1998 auf die Philippinen ausgewandert und hatten dort eine Tauchschule eröffnet. Am 12. Januar 2003 waren die beiden festgenommen worden - wegen angeblicher Visumsverstöße, und weil Günter Grumbach eine Philippinin belästigt haben sollte. Seitdem sitzen die beiden in Haft - ohne Aussicht auf Entlassung oder einen Prozess.
»Die riesige Würgeschlange hing morgens am Bettgestell unserer Zellennachbarn«, erzählte Günter Grumbach am Telefon. Die Wachen hätten nichts unternommen. Daraufhin hätten mehrere Gefangene versucht, den Python mit Stöcken in einen großen Karton zu bugsieren. »Aber jedesmal, wenn sie der Schlange zu nahe kamen, schnellte die mit ihrem Kopf vor.« Pythons sind zwar nicht giftig, können ihren Opfern aber schwere Bissverletzungen zufügen.
Als die Schlange versuchte, sich durch ein etwa zehn Zentimeter großes Loch in eine Zwischendecke zurückzuziehen, sei es einigen Häftlingen doch noch gelungen, sie zu fangen. »Wir haben sie den Aufsehern übergeben, die sie getötet haben. Mehrere schwarzafrikanische Gefangene haben den Python dann als Essen zubereitet.« Dabei wollten die Afrikaner festgestellt haben, dass der Python vor kurzem Eier gelegt habe, berichtete Günter Grumbach. »Jetzt blicken wir natürlich ständig in Sorge auf das Loch in der Zwischendecke.«
Wie der Paderborner sagte, sei das Gefängnis von riesigen Grünanlagen umgeben: »Das ist beinahe wie ein Dschungel. Da leben viele Schlangen.« Er sei froh, dass seine Frau ein paar Kätzchen besitze: »Die schlagen hoffentlich Alarm, wenn sich nachts mal eine Schlange zu uns verirren sollte - so, wie sie auch die Ratten vertreiben, die hier leben.«
Die Hoffnung auf eine baldige Freilassung, die die Grumbachs noch im November gehegt hatten, hat sich inzwischen zerschlagen. »Die auf Druck mehrerer westlicher Botschafter erfolgte Aufstellung eines elfköpfige Team, das im Auftrag des Einwanderungs-Commissioners zweifelhafte Fälle von Inhaftierungen überprüfen sollte, hat sich als Farce herausgestellt«, sagte der Paderborner. Zweimal seien Anwälte dieses Teams im Gefängnis gewesen und hätten vier Gefangene nach ihrer Nationalität, ihrem Familienstand und dem Grund der Festnahme befragt: »Alles Daten, die eigentlich in den Akten stehen müssten. Deshalb fürchten wir, dass in der Einwanderungsbehörde Papiere vernichtet worden sind.« Der deutsche Botschafter Dr. Axel Weishaupt habe ihnen mitgeteilt, dass sich der Commissioner verleugnen lasse: »Das haben auch andere Häftlinge von ihren Botschaftern gehört«, sagte Günter Grumbach und fügte abschließend hinzu: »Im Moment sehen wir keinen Lichtstreifen am Horizont. . . «

Artikel vom 17.01.2005