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Eine gute Seele - schrill verkleidet

Rudolph Moshammer zwischen Promi-Party und Armenspeisung


Von Oliver Kreth
München (WB). Seine persönliche Internetseite ist abgemeldet, sein Werbepartner Nestle hat die Werbung mit ihm gestoppt und wohl zum letzten Mal wird der Mann mit der exzentrischen, pechschwarzen Ludwig-II.-Frisur die Schlagzeilen nicht nur des Münchner Boulevards beherrschen.
Den hatte Rudolph Moshammer in den 60er-Jahren erobert - im Schlepptau seiner Mutter Else (sie bevorzugte blau gefärbtes Haar) und mit einem Handtaschen-Hund namens Daisy auf dem Arm. In seinem Geschäft auf der Shopping-Edelmeile Maximilianstraße, dem »Carnaval de Venise«, gaben sich Schauspieler und Kalifornien-Gouverneur Arnold Schwarzenegger, Startenor José Carreras, die Magier Siegfried & Roy und Entertainer Thomas Gottschalk die Klinke in die gut betuchte Hand. Es ging exklusiv zu. Doch der Lack des schönen Scheins war schon länger ab. Mit Billig-Krawatten hielt sich der Mann, der am liebsten im 18. Jahrhundert gelebt hätte, wirtschaftlich über Wasser.
Das gelang ihm auch dank perfekter Selbstinszenierung, die er wie kein Anderer beherrschte. Modezar war er nur im Nebenjob. Seine Berufung war es eher, Dauergast auf Promi-Partys zu sein, dem keine Peinlichkeit zu groß war, um ins mediale Rampenlicht zu rücken. Wie zum Beispiel 2001, als der Nichtsänger mit »Moos hamma« im Grand Prix d'Eurovisions-Vorentscheid floppte. Seinen letzten großen Auftritt hatte »Mosi« vor wenigen Tagen bei der angeblichen Versöhnung zwischen Roberto Blanco und dessen Ehefrau Mireille, neben der der 64-Jährige sein stets geschminktes Gesicht in die TV-Kameras hielt.
Doch der Mann hatte auch seine sozialen Seiten. So engagierte er sich für die Obdachlosenzeitung »Biss«, seine Auftritte bei den Armenspeisungen waren ihm wirklich Herzensangelegenheit - auch weil sein Vater zuletzt auf der Straße gelebt hatte.
Und selbst, wenn er nachts schon mal den Rolls Royce (M-RM-111) mitten auf einer Kreuzung in München oder in Salzburg parkte, um seinen Chauffeur (wahlweise nannte er ihn Cousin, in Wahrheit war es aber wohl eher ein enger Gefährte) hinter das Steuer zu lassen: So richtig übel nehmen konnte man das diesem schrillen Paradiesvogel nicht. Was auch daran lag, dass Rudolph Moshammer, wenn die Kameras ausgeschaltet waren, ein eloquenter, gut gelaunter Gesprächspartner war. Und dabei manchmal auf das Angenehmste uneitel blieb.

Artikel vom 15.01.2005