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Er war Münchens Liebling

Die Polizei vermutet Moshammer-Mord nach Mitternacht

München (WB/ist). »Es lässt sich sagen, dass alles auf einen Mord hindeutet und ein Suizid ausgeschlossen werden kann.« Mehr konnte Oberstaatsanwalt Peter Boie am Freitag nicht über den Tod Rudolph Moshammers berichten.

Wie ein Lauffeuer hatte sich die Nachricht vom gewaltsamen Ende des Modeschöpfers am Morgen in Bayerns Hauptstadt verbreitet. Passanten legten vor Moshammers Boutique Blumen nieder. Die Münchener Gesellschaft zeigte sich erschüttert über das Schicksal ihres Lieblings.
Gegen 9 Uhr war die Polizei von Moshammers Fahrer, der ihn abholen wollte, alarmiert worden: Die Leiche des Unternehmers und Lebemannes, bekleidet mit Sakko, Hemd und Hose, lag auf dem Fußboden im ersten Stock seines Hauses im teuren Vorort Grünwald - um den Hals ein Telefonkabel, das aus der Buchse gerissen worden war. Seit dem Tod von Mutter Else im Jahr 1993 hatte »Mosi« allein die Villa bewohnt. Beziehungen waren nicht bekannt.
Vermutlich habe der prominente Geschäftsmann seinen Mörder selbst in die Wohnung gelassen. Es seien keine Einbruchspuren festgestellt worden, sagte der Leiter der Soko, Harald Pickert. Auch für einen Raubmord gab es bis zum Abend aus seiner Sicht keine Hinweise. »Es gibt keine Erkenntnisse, dass Vermögenswerte fehlen.« Moshammers nicht minder berühmte Yorkshire-Hündin Daisy sei im Schlafzimmer gewesen, »wo er auch sonst immer ist«. Der Rolls Royce stand ordnungsgemäß vor der Haustür.
Auf die Frage, ob auch im Homosexuellen-Milieu ermittelt werde, betonte die Polizei, dass natürlich auch die »Lebensumstände« von Moshammer interessant seien. In München schossen da gleich wieder Spekulationen über Parallelen zu dem 15 Jahre zurückliegenden Mord am Schauspieler Walter Sedlmayr ins Kraut.
Zur Auseinandersetzung mit tödlichem Ausgang für den Promi-Schneider kam es nach Stand der Ermittlungen nach Mitternacht. Bis dahin war leicht nachzuvollziehen, was Moshammer, der sich für 59 ausgab, aber 1940 geboren war, am Donnerstagabend unternommen hatte: Bis gegen 21 Uhr speiste er mit einer Bekannten in einem Restaurant in Grünwald. Danach fuhr er allein mit seinem schwarzen Rolls-Royce im Stadtgebiet umher. Er wurde dabei im Bereich des Hauptbahnhofes letztmals gegen 22.30 Uhr gesehen.
Was geschah dann? Moshammers Anwalt, Lutz Libbertz, ließ wissen, er vermute einen Raubmord oder eine Beziehungstat. Sein Mandant habe zahlreiche Wertgegenstände in seiner Villa gehabt. Libbertz: »Es muss auf jeden Fall etwas völlig Unvermutetes geschehen sein.«
Ungewöhnlich sei auch, dass Moshammer in der Nacht allein mit seinem Rolls-Royce unterwegs gewesen sei. »Er hat sich immer fahren lassen. Einen Rolls-Royce zu fahren, ist etwas Mühsames.« Ein Testament habe der Modeschöpfer bei ihm nicht hinterlegt, sagte der Anwalt weiter. »Ich nehme an, dass er es bei Gericht hinterlegt hat.«
Bei öffentlichen Auftritten hatte Moshammer stets sein Hündchen »Daisy« dabei. Auch um sie machten sich die Münchner gestern Sorgen. Unversehrt, aber sehr aufgeregt sei sie im Haus aufgefunden worden, hieß es. »Daisy« wurde danach zur Polizeiinspektion Grünwald gebracht, berichtete ein Beamter. Moshammers Chauffeur habe dann versprochen, sich gut um sie zu kümmern.

Artikel vom 15.01.2005