14.01.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Berlin bietet Frühwarnsystem an

Deutsche Forscher sind auf diesem Gebiet weltweit technisch führend

Berlin (dpa). Deutschland wird den von der Flutwelle betroffenen Krisenregionen in Südasien ein hochmodernes satellitengestütztes Frühwarnsystem für Naturkatastrophen anbieten. Dies kündigte Bundesforschungsministerin Edelgard Bulmahn (SPD) gestern an.

Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) sowie Außenminister Joschka Fischer (Grüne) und weitere Kabinettsmitglieder hatten zuvor mit Wissenschaftlern im Kanzleramt über die Konzeption eines solchen Systems gesprochen. Es könne auch auf den gefährdeten Mittelmeerraum ausgedehnt werden, sagte Bulmahn.
Die deutsche Technik für ein solches Beobachtungssystem ist nach den Worten von Bulmahn weltweit anerkannt und vielseitiger als die in den USA und Japan angewandten Verfahren. Das deutsche Konzept sieht die Integration von Boden-, Meer- und Luftbeobachtung vor.
Neu entwickelte Meeresbojen erfassen Wellenbewegungen und übertragen sie per digitaler Funktechnik in Echtzeit an die Rechenzentren, erläuterte der Potsdamer Geoforscher Rolf Emmermann. Mittels eines speziellen Satelliten werden die Daten aus gefährdeten Regionen zusammengefügt und können dann auch dezentral von verschiedenen Instituten ausgewertet werden.
»Wir wollen einen Beitrag leisten, damit die Bevölkerung bei solchen Naturkatastrophen früher gewarnt und auch Menschenleben gerettet werden können«, sagte Bulmahn. Ein solches System könne stufenweise in ein bis drei Jahren aufgebaut werden.
Nach dem Konzept der Wissenschaftler werden für die Startphase etwa 20 Millionen Euro benötigt, für die weiteren Stufen zusätzlich 25 Millionen. Über die Frage, wer dieses Geld aufbringe, müsse noch gesprochen werden. Klar sei aber, dass Deutschland seinen Anteil dazu leisten werde, sagte Bulmahn.
Die Wissenschaftler halten es darüber hinaus für sinnvoll, das Frühwarnsystem auch für den Mittelmeerraum zu verbessern. »Unsere Vulkane sind schlafende Giganten«, sagte der Kieler Meeresforscher Peter Herzig.
Am Geoforschungszentrum Potsdam wird demnächst eine weitere internationale Konferenz zur Frühwarnung vor Naturkatastrophen veranstaltet. Eine erste hatte man 1998 zusammen mit dem Auswärtigen Amt ausgerichtet.
Der Präsident der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe in Hannover, Friedrich-Wilhelm Wellmer, sagte, neben der Frühwarnung müssten zugleich in den betroffenen Ländern mehr Menschen trainiert werden, »damit sie wissen, wie sie sich in Notfällen zu verhalten haben«. Viele sprächen kein Englisch, hätten kein Handy und nicht mal ein Radio. Dennoch müssten dort Informationsstrukturen geschaffen werden, damit Warnungen tatsächlich zu den Betroffenen gelangten.

Artikel vom 14.01.2005