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Baptisten wollen
Privatschule gründen

Anfrage liegt bei der Bezirksregierung vor

Paderborn (WB/rb). Die sieben baptistischen Elternpaare im Kreis Paderborn, die seit mehreren Monaten ihre Kinder vom Grundschulbesuch fern halten, wollen eine Privatschule gründen. Eine Anfrage liegt bereits bei der Detmolder Bezirksregierung vor.

»Gleichzeitig wollten die Eltern, dass ihre Kinder bis zur Errichtung der Privatschule weiterhin vom Unterricht befreit werden«, sagte Manuela Morath, Sprecher der Bezirksregierung dieser Zeitung. Dies könne natürlich nicht genehmigt werden.
Unterdessen hat der Verband Bildung und Erziehung (VBE) das NRW-Schulministerium aufgefordert, im Paderborner Fall nicht länger auf Zeit zu spielen. Die Schulpflicht sorge dafür, dass alle Kinder ungeachtet ihrer sozialen, religiösen und kulturellen Herkunft den gleichen Zugang zu Bildungsinhalten und zu Werten erhalten, die für die Gesellschaft wichtig seien. »Deshalb ist Schule auch keine beliebige Spielwiese bestimmter Interessen. Von daher wird es höchste Zeit, dass die Schulaufsicht dem Boykott des staatlichen Bildungswesens durch einzelne Gruppierungen - wie in Paderborn - unmissverständlicher entgegen tritt«, erklärte Udo Beckmann, Landesvorsitzender des VBE.
Einerseits fordere die Schulaufsicht von den Schulen und damit insbesondere den Schulleitungen, dass sie das Erfüllen der Schulpflicht kontrollierten und gegen Verstöße vorgingen, andererseits erführen die Schulen immer wieder, dass sie nicht die nötige Rückendeckung erhielten, wenn es um die rechtliche Durchsetzung der Schulpflicht geht. Schulleiter seien zunehmend mit Eltern konfrontiert, die versuchten unter Berufung auf religiöse Gründe Kinder von einzelnen Fächern wie Sport oder bestimmten Unterrichtsinhalten wie Sexualkunde fernzuhalten.
VBE-Vorsitzender Beckmann: »Die Schule soll auf das Leben vorbereiten. Dazu gehört es auch, dass Kinder mit anderen Weltanschauungen und Meinungen konfrontiert werden, sei es durch Unterrichtsinhalte oder im sozialen Miteinander in der Klasse. Das, was sich seit einiger Zeit in Paderborn abspielt, ist mit der Landesverfassung und dem Schulgesetz nicht vereinbar. Die Rechtslage ist eindeutig.«

Artikel vom 14.01.2005