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»Ohne Kinder wird es
keine Zukunft geben«

Kirchhoff fordert familienfreundlichere Politik

Von Bernhard Hertlein
Bielefeld (WB). Entgegen den Forderungen des Bundesverfassungsgerichts sind Renten-, Arbeits- und Steuerrecht in Deutschland noch immer familienfeindlich. Um Veränderungen durchzusetzen, forderte Prof. Dr. Paul Kirchhoff gestern »mehr Druck von den Wählern«.
Paul Kirchhoff zog 440 Zuhörer nach Bielefeld.
Zum Vortrag des früheren Richters am Verfassungsgericht kamen auf Einladung des »Liberalen Netzwerks« 440 Besucher in die Ravensberger Spinnerei in Bielefeld. Dies waren nach Angaben der Vorsitzenden Alexandra Oetker mehr als bei 25 früheren Vorträgen. Nur die CDU-Chefin Angela Merkel und Kardinal Karl Lehmann hätten noch mehr Zuhörer angezogen.
In der Geburtenstatistik rangiert Deutschland trotz seines Reichtums auf einem der letzten Plätze. Wichtigste Voraussetzung für eine Umkehr ist nach Auffassung von Kirchhoff eine Änderung des Arbeitsrechts. Wer 10 bis 15 Jahre aus dem Erwerbsleben ausscheide, müsse die Sicherheit erhalten, dass er beim Wiedereinstieg seine Karriere fortsetzen könne.
Als große Ungerechtigkeit bezeichnete Kirchhoff, dass die Renten nicht zuerst bei denen ankommen, die die meisten Kinder erziehen: »Im Gegenteil werden sie noch bestraft.« Kirchhoff zitierte den Fall einer Mutter von sieben Jungen, die -Êals Erwachsene erfolgreich im Erwerbsleben stehend -Êmonatlich 9000 D-Mark in die Rentenkasse bezahlten. Aus dieser erhielt ihre Mutter aber nur 272 D-Mark. Den Abstand zum Sozialhilfe sollten wiederum die Söhne bezahlen: »eine große Ungerechtigkeit«, urteilte Kirchhoff, der zusätzlich höhere Kinderfreibeträge bei den Steuern oder -Ê»noch besser« -Êein deutlich höheres Kindergeld forderte.

Artikel vom 14.01.2005