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Claas-Traktoren ziehen Wachstum an

Landmaschinenhersteller aus Harsewinkel hat Umsatz 2004 auf 1,9 Milliarden Euro erhöht

Von Edgar Fels
Harsewinkel/Düsseldorf (WB). Die Kostenexplosion bei den Stahlpreisen sowie der schwache Dollar gehen auch bei einem der weltweit führenden Hersteller von Landmaschinen, der Claas-Gruppe (Harsewinkel), nicht spurlos vorüber. »Beides wird uns 2005 belasten«, prophezeite der Sprecher der Geschäftsführung, Rüdiger A. Günther, gestern in Düsseldorf.

Die hohen Stahlpreise seien vor allem bei den Zulieferern von Claas, das sei der kleinere Mittelstand, ein Problem, sagte Günther bei der Vorlage der Unternehmenszahlen für das am 30. September abgelaufene Geschäftsjahr 2004. Mit etwa drei bis fünf Prozent dürften sie sich negativ auf das Ergebnis 2005 auswirken, schätzt Herrmann Garbes, Geschäftsführer der Sparte Technik.
Gleichwohl geht Claas nach einem insgesamt zufriedenstellenden Jahr 2004 auch für das neue Geschäftsjahr von einem moderaten Wachstum aus. Die gute Ernte 2004 lasse ein leicht steigendes Betriebsergebnis erwarten.
Nach der Übernahme des Traktorenherstellers Renault Agriculture vor zwei Jahren stand das abgelaufene Jahr unter dem Motto »zusammenwachsen und zusammen wachsen.« Die nicht einfache Integration des französischen Unternehmens (2000 Beschäftigte) komme schneller voran als erwartet, freute sich Günther.
Äußerliches Anzeichen sei die Farbe der Traktoren, die nun auch bei den Franzosen von Orange auf Grün umgestellt wurde. Stolz präsentierte Class eine Europakarte, in der bis auf Skandinavien alle Länder »Grün« dargestellt waren. »Es rollen nur noch saatgrüne Traktoren auf den Markt«, kommentierte Günther. Skandinavien werde im kommenden Jahr planmäßig folgen.
Vollständig abgeschlossen inzwischen auch der Erwerb der Brötje Automation (Wiefelswede), Marktführer für Verbindungs- und Montagetechnik in der Luftfahrtindustrie. 11,7 Millionen Euro blätterte Class für die verbliebenen 49 Prozent der Anteile an Brötje auf den Tisch. Damit war es die größte Einzelinvesition der Harsewinkler in 2004 und zugleich ein Schritt in ein völlig neues Geschäftsfeld.
Die Einführung des Claas-Traktors in Europa sei erfolgreich verlaufen. Der Ausstoß im französischen Le Mans sei erhöht, die Produktivität gesteigert und die Qualität verbessert worden, sagte Günther. Überall sei die Marktposition gestärkt worden. In Deutschland habe sich der Marktanteil sogar mehr als verdreifacht.
Bei Mähdreschern hat Claas seine Marktführerschaft in wesentlichen Ländern Europas ausgebaut, bei Feldhäckslern - »unser Starprodukt«, wie Vertriebs-Geschäftsführer Lothar Kriszun formuliert - die weltweit führende Position gefestigt. Im Werk in Harsewinkel wurden 2004 etwa 4500 Mähdrescher sowie 1000 Feldhäcksler produziert.
Planmäßig verläuft nach Unternehmensangaben der Aufbau des Mähdrescherwerkes in Russland. In dem Ort Krasnodar hat Class 20 Millionen Euro investiert, im Frühjahr soll die Fabrik mit zunächst mehreren hundert Beschäftigten eröffnet werden. »In Osteuropa herrscht ein unverändert hoher Maschinenbedarf«, sagt Kriszun. Weitere Produktionsstätten hat Claas in den USA und in Ungarn, außerdem in Indien, wo das Engagement bisher jedoch enttäuschend verlief. In Süd- und Nordamerika, den Hauptwachstumsmärkten im Bereich Landwirtschaftstechnik, ist Class kaum vertreten. Pläne, das zu ändern, bestehen nicht. Günther: »Wir können nicht alle Bälle spielen.«

Artikel vom 14.01.2005