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Haus für allein stehende Damen

Zigarrenfabrikant Hermann Upmann legte Grundstein zur Stiftung


Gadderbaum/Schildesche (-er). Als »Stift für wenig bemittelte und allein stehende Damen der gebildeten Stände christlicher Konfession« wurde die Einrichtung 1876 von Hermann Upmann gegründet. Der aus Bielefeld stammende Zigarrenfabrikant, der auf Kuba sein Glück und sein Vermögen gemacht hatte, wurde vom Schicksal seiner drei allein stehenden Schwestern dazu angeregt.
Die 18 Bewohnerinnen hatten zwei Zimmer zur Verfügung, teilten sich Hauspersonal und Hausmeister, zudem stand ihnen einen Speisezimmer als Mehrzweckraum zur Verfügung. Die Damen brachten ihr eigenen Möbel mit, selbst Klavier und Nähmaschinen waren erlaubt. Ihre Benutzung war allerdings auf fest gelegte Tageszeiten beschränkt. Das Haus bot ihnen die Möglichkeit, im Alter ihre Eigenständigkeit zu bewahren.
Das Stift war nicht als Pflegeeinrichtung, sondern als Alterssitz vorgesehen. Die Entwicklung zu einem Altenheim vollzog sich erst nach dem Zweiten Weltkrieg. Und 1970 wurden durch einen Anbau 15 Pflegeplätze geschaffen.
Nach der Anerkennung als selbständige Stiftung im Jahr 1884 wurden Grundstück und Haus Eigentum der Upmann-Stiftung . Nach der Finanzkrise in den 20er Jahren ging es wieder bergauf. Die Bomben des Zweiten Weltkriegs richteten auch an der Upmannstraße große Schäden an. Doch 1946 gab es einen Neubeginn, der mit der Währungsreform noch einmal einen empfindlichen Dämpfer erhielt. Durch Spenden und Zustiftungen wurde die Einrichtung erhalten; die Stadt Bielefeld übernahm schließlich die Verwaltung. Erst 1996 entschloss sich der Vorstand, die Verwaltungsaufgaben an das Ev. Johanneswerk zu übergeben. Das Upmannstift war nach dem Verkauf des Wilhelm-Augusta-Stiftes das einzige Altenheim in städtischer Regie.
Im Juli 2000 ging auch die Trägerschaft an das große diakonische Werk mit Sitz in Schildesche über. Dessen Absicht war es, ein neues Konzept für das Haus zu entwickeln Zur Zielgruppe sollten vor allem Menschen mit Demenz gehören. Die baulichen Gegebenheiten und die Lage am Fuß des Johannisbergs setzen einem modernen Konzept jedoch Grenzen.

Artikel vom 14.01.2005