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Vermögen
verschwiegen

Ceyoniq: Ehefrau vor Gericht

Von Uwe Koch
Bielefeld/Leopoldshöhe. Ihr Ehemann Thomas W. sitzt als Gründer der Ceyoniq AG (Bielefeld) sechs Jahre Haft wegen Betruges ab, nun soll Ehefrau Ulrike W. eine ähnliche Straftat begangen haben.

Der Bielefelder Staatsanwalt Ralf Günther hat die Mutter eines fünfjährigen Kindes angeklagt, weil die offensichtlich gut betuchte Frau den Elternbeitrag für den Kindergarten nicht zahlen wollte. Dabei könnte die 39-Jährige nach Ansicht von Juristen sogar ein Millionenvermögen besitzen. Ein Schöffengericht des Amtsgericht Detmold wird den spektakulären Fall am 1. März verhandeln.
Nur durch Zufall stieß ein Mitarbeiter der Staatsanwaltschaft Bielefeld im Zuge der Ermittlungen gegen Thomas W. auf das pikante Detail: Ein Kripomann bemerkte im Juni 2002 im Haus der Familie in Leopoldhöhe (Kreis Lippe) einen sogenannten Freistellungsantrag. Ulrike W. wollte für ihre Tochter von den Kindergartenkosten in Leopoldshöhe-Asemissen befreit werden, weil sie kein eigenes Einkommen habe.
Die Beamten staunten nicht schlecht, als sie bei der Commerzbank Bielefeld auf ein Konto mit 270 511,79 Euro stießen. Verfügungsberechtigt für das Konto: Ulrike W. Im übrigen wurde über eine Routineermittlung nach dem Geldwäschegesetz auch bei der Sparkasse Lemgo ein mit 300 000 Euro gefülltes Konto festgestellt: Nutznießer war die heute fünfjährige Tochter.
Ralf Günther: »Wir haben aus beiden Konten Zinserträge in Höhe von 5542 Euro pro Jahr festgestellt, die noch unter den Mindesteinkünften zur Berechnung des Elternbeitrages liegen.« Im übrigen hatte aber auch Thomas W. als Vater bis zu seiner Verhaftung im März 2002 noch kassiert: Sein Ceyoniq-Gehalt summierte sich in den ersten beiden Monaten des Jahres auf 35 790,43 Euro.
Also hätte das Ehepaar dem Kreis Lippe den monatlichen Höchstbetrag in Höhe von 235 Euro überweisen müssen. Günther errechnete schon so einen Betrugsschaden in Höhe von 2775 Euro und erhob Anklage zum Schöffengericht des Amtsgerichts Detmold.
Dort ruht im übrigen schon eine weitere Anklage gegen Ulrike W.: Aus der Konkursmasse der Firma Ceyoniq besaß sie einen BMW Z 8, der schließlich in einer Garage in Luxemburg wieder auftauchte. Günther klagte die Frau deshalb wegen Unterschlagung an.

Artikel vom 14.01.2005