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Konjunktur kommt in Fahrt

Erstmals wieder Wachstum - Vorsichtiger Optimismus in Ostwestfalen

Von Andreas Kolesch
Bielefeld (WB). Nach drei Jahren Stagnation hat die deutsche Wirtschaft im vergangenen Jahr erstmals wieder spürbar um 1,7 Prozent zugelegt. Die Industrie- und Handelskammer (IHK) Ostwestfalen ist nun vorsichtig optimistisch, dass die Konjunktur weiter anziehen wird.

Wichtigster Wachstumsmotor war erneut der Export. Der Wert der ausgeführten Waren stieg um 8,2 Prozent. Zugleich kletterten die Importe um 5,7 Prozent.
Die Binnenkonjunktur in Deutschland blieb hingegen schwach. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes ging der private Konsum im vergangenen Jahr um 0,3 Prozent zurück.
Beflügelt wurde die Konjunktur im vergangenen Jahr durch fünf zusätzliche Arbeitstage. Ohne diesen Sondereffekt hätte das Wachstum nur 1,1 Prozent betragen, sagte gestern der Präsident des Statistischen Bundesamtes, Johann Hahlen, in Wiesbaden. Im internationalen Vergleich ist Deutschland damit weit abgeschlagen. Die Weltwirtschaft legte im vergangenen Jahr um annähernd vier Prozent zu.
Deutlich stärker als die Gesamtkonjunktur ist die gewerbliche Wirtschaft in Ostwestfalen gewachsen. Nach Angaben der IHK konnten die 1455 erfassten Betriebe ihre Umsätze in den ersten drei Quartalen um 3,3 Prozent steigern. Der Export wuchs um 10,3 Prozent. Die Beschäftigung im verarbeitenden Gewerbe ging bis Ende Oktober dennoch um weitere 1,7 Prozent auf 171 500 Arbeitsplätze zurück.
Dieser Trend wird sich nach Einschätzung der Industrie- und Handelskammer kurzfristig trotz Anzeichen einer weiteren Konjunkturverbesserung nicht umkehren lassen. »Die hohen Exportzuwächse im Vorjahr lassen ein Anziehen der Inlandsinvestitionen für 2005 erwarten. Hiervon könnten speziell Investitionsgüterhersteller aus den Bereichen Maschinenbau, Elektrotechnik und Metall profitieren«, sagte IHK-Hauptgeschäftsführer Thomas Niehoff dieser Zeitung.
Niehoff forderte weitere Anstrengungen zur Unterstützung der Konjunktur. »Die zunehmende Flexibilisierung und Ausweitung der Arbeitszeit ist ein erster Schritt. Allerdings müssen weitere Schritte wie die Lockerung des Kündigungsschutzes und die Senkung der Lohnnebenkosten folgen, um die Wettbewerbsfähigkeit unserer Unternehmen längerfristig zu sichern«, sagte Niehoff.
Wirtschaftsminister Wolfgang Clement erwartet im laufenden Jahr weitere wirtschaftliche Erholung. »2004 war das Jahr der Trendwende«, sagte Clement.
Die Union sprach hingegen von einem weiteren »verlorenen Jahr für Deutschland.« Auch 2005 werde das Wachstum unter 2 Prozent bleiben. Ein Beschäftigungszuwachs sei nicht zu erwarten. »Wir brauchen einen Veränderungsschub erster Güteklasse, der echte Wachstums- und Beschäftigungsimpulse setzt«, sagte Unions-Fraktionsvize Ronald Profalla. Seite 4: Kommentar

Artikel vom 14.01.2005