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Traurige deutsche Weltrekorde

Professor Herwig Birg: »Stehen vor demografischer Zeitenwende«


Von Edgar Fels
Bielefeld (WB). Gut ein Jahr vor Beginn der Fußball-Weltmeisterschaft hat Deutschland bereits drei Weltrekorde aufzubieten, die indes wenig Anlass zur Freude geben. Erstens: Die Geburtenrate in unserem Land ist seit 1972 rückläufig. Zweitens: Immer mehr Frauen eines Jahrganges bleiben zeitlebens kinderlos. Drittens: Kein anderes Land nimmt so viele Zuwanderer auf. »Auf 100000 Einwohner kommen jährlich 1000 Zuwanderer«, sagte der Bevölkerungswissenschaftler Professor Dr. Herwig Birg jetzt beim Neujahrsempfang der Arbeitsgemeinschaft selbständiger Unternehmer (ASU) und des Bundesverbandes Junger Unternehmer (BJU) im Bankhaus Lampe in Bielefeld.
Deutschland sei das erste Land, das eine »demografische Zeitenwende« durchläuft, sagte Birg vor etwa 100 Unternehmern. In 100 Jahren werde die Einwohnerzahl von heute etwa 82 Millonen auf 50 bis 60 Millionen geschrumpft sein. Aber schon deutlich eher, in etwa 15 bis 20 Jahren, werde das soziale Sicherungssystem mit Kranken- und Rentenversicherung »am Ende« sein. Die Abgaben würden sich aufgrund der demografischen Entwicklung - immer mehr Ältere stehen immer mehr Jüngeren gegenüber - mehr als verdoppeln.
Was bedeutet das nun für unsere Gesellschaft? Birg malte ein düsteres Bild, das viele Zuhörer schockierte. Es werde zu sozialen Spannungen zwischen den Generationen kommen, aber auch zwischen neuen und alten Bundesländern. »Die östlichen Länder werden aus demografischer Sicht die großen Verlierer sein.« Die Gesellschaft müsste daher »vom Keller bis zum Dach« umgebaut werden.

Artikel vom 13.01.2005