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Tod in der zweiten Heimat

Erika und Georg Dobler auf Sri Lanka beigesetzt - Trauer in Rödinghausen

Von Gerhard Gläsker
und Rainer Grotjohann
Bünde/Kirchlengern (WB). Sri Lanka war für Erika (77) und Georg Dobler (72) fast 30 Jahre lang die zweite Heimat, jetzt sind sie dort zur letzten Ruhe gebettet worden. Das aus Bünde beziehungsweise Kirchlengern (Kreis Herford) stammende Paar gehört zu den Opfern der Flutkatastrophe vom 26. Dezember.

Spezialisten des Bundeskriminalamtes (BKA) haben die beiden zweifelsfrei identifiziert. Die Urnen sind bereits auf Sri Lanka bestattet worden; das Ehepaar hatte dieses testamentarisch verfügt.
Erika Dobler, die im Bünder Stadtteil Ennigloh geboren worden war, hatte nach dem Tod ihres ersten Mannes vor 29 Jahren den Bergbau-Ingenieur Georg Dobler geheiratet und war zu ihm nach Eschweiler bei Aachen gezogen. Beide verband auch die Liebe zu dem südostasiatischen Inselstaat. Seit 1977 verbrachten sie jeden Urlaub in dem kleinen Ort Matara Polhena im Süden des Landes. Dort bauten sie ein Haus, verbrachten seit der Pensionierung des Ehemannes dort seit vielen Jahren die Wintermonate.
»Sie fühlten sich dort wohl, waren fast zu Einheimischen geworden. Wenn sie im April nach Deutschland zurückkehrten, konnten Erika und Georg es gar nicht erwarten, wieder nach Asien zu fliegen«, sagt Hilde Tomkel (71), eine in Rödinghausen lebende Schwester des Verstorbenen.
Das Haus in Matara Polhena wurde vor zwei Jahren wegen Erbbaurechts-Problemen wieder veräußert, seitdem verbrachten die Doblers den Winter in einer direkt am Strand gelegenen Pension. Vielleicht war dieser Umzug so etwas wie ein Todesurteil: Ihr Quartier wurde von der verheerenden Welle einfach weggefegt; das frühere Haus der Doblers lag immerhin 20 Gehminuten vom Strand entfernt.
Als am zweiten Weihnachtstag die ersten Meldungen über die Katastrophe verbreitet wurden, machte sich Hilde Tomkel noch keine allzu großen Sorgen. Sie war mit dem Gedanken bei ihrer Goldenen Hochzeit, die sie tags darauf mit ihrem Ehemann Friedrich feiern wollte. Als sich ihr Bruder und ihre Schwägerin am 27. Dezember nicht meldeten, versuchten die Gäste der Familienfeier über Stunden, ihre Verwandten in Sri Lanka zu erreichen. Erfolglos. »Über die Hotline kamen wir auch nicht durch«, erinnert sich Melanie Zoche (29), Enkelin des Verstorbenen.
Einem in Belgien lebenden Sohn Georg Doblers, Peter Kammler, gelang es schließlich am 28. Dezember, die deutsche Botschaft in Colombo zu erreichen und seine Verwandten per E-Mail als vermisst zu melden.
Quälende Tage der Ungewissheit, des Bangens und der schwindenden Hoffnung folgten. Polizeibeamte nahmen in der Eschweiler Wohnung der Doblers Fingerabdrücke, ermittelten Zahnschemata und leiteten sie nach Sri Lanka weiter. Am Dienstag vergangener Woche wurde dann zur schrecklichen Gewissheit, was die Angehörigen befürchtet hatten.
Tief getroffen von der Todesnachricht ist auch die in Rödinghausen-Bruchmühlen lebende Tochter von Erika Dobler, Monika Knittel. Wenn es ihr Gesundheitszustand zulässt, will sie mit ihrer Familie und den übrigen Verwandten am Samstag nach Aachen reisen. In der dortigen Anna-Kirche wird ein Gedenkgottesdienst gehalten.

Artikel vom 13.01.2005