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Postbotin unterschlägt
mehr als 800 Briefe

Sendungen jahrelang nach Geld gefilzt


Bielefeld (uko). Weil sie sich angeblich in finanzieller Not befand, hat eine Bielefelder Zustellerin der Deutschen Post AG Briefe unterschlagen und Geld entnommen. Das Amtsgericht Bielefeld verurteilte die nun arbeitslose Frau zu fünf Monaten Bewährungsstrafe und 100 Stunden gemeinnütziger Arbeit.
Die Innenrevision der Bielefelder Post kam der 37-jährigen Magda Z. (Name geändert) im April 2004 erst durch einen puren Zufall auf die Spur. Unter ausgeweideten Briefsendungen fanden die Postfahnder einen persönlich auf Magda Z. ausgestellten Bon eines Pizza-Service. Als die Revisoren die Zustellerin mit den Vorwürfen über Unregelmäßigkeiten konfrontierten, legte die Frau ein umfassendes Geständnis ab.
Unter Tränen gestand die Postbotin gestern im Prozess ihre Schuld. Sie hatte seit Mai 1999 bei der Post AG gearbeitet, war zumeist in Zustellbezirken in der Innenstadt tätig gewesen. Als ihr 2002 die finanziellen Probleme über den Kopf gewachsen seien, habe sie vornehmlich Trauer- und Glückwunsch-Post geöffnet. Insgesamt will Magda Z. 800 Briefe in der Zeit bis April 2004 geöffnet haben. In etwa 50 Sendungen habe sie Geld gefunden. Den entnommenen Betrag bezifferte sie mit mindestens 1 500 Euro. Amtsrichter Joachim Grunsky vermutete gestern, der Betrag könne wesentlich höher liegen.
Die Polizei hatte Briefe und Umschläge schließlich in der Wohnung der Frau im Altpapier und in einer Eckbank gefunden. Die Briefe habe sie indes »auf Verdacht geöffnet«. Irgendwann seien die Taten zur Routine geworden.
Joachim Grunsky hielt der Angeklagten im Prozess nicht nur die strafrechtlichen Verfehlungen vor. »Sie haben den gesamten Postverkehr torpediert«, sagte der Richter. Allerdings habe Magda Z. wohl bei vielen Menschen Enttäuschungen über Angehörige und Freunde verursacht, da sie in traurigen oder glücklichen Situationen vergebens auf Nachrichten gewartet hätten. Grunsky: »Es ging um Zeichen menschlicher Aufmerksamkeit, um die sie sich wohl keinerlei Gedanken gemacht haben.« - Das Urteil ist bereits rechtskräftig.

Artikel vom 13.01.2005