Fachhochschul-Studenten entwickelten vor 25 Jahren Parteilogo der Grünen
Von Michael Schläger und Bernhard Pierel (Foto) Bielefeld (WB). Heute feiert die grüne Bundespartei ihren 25. Geburtstag. Das Logo, mit dem die Partei bekannt wurde, entwickelten 1980 die Bielefelder Grafikdesigner Reinhard Becker (50) und Jochen Mariss (49). Das Geld, das sie mit der Sonnenblume verdienten, war der Grundstock für den Aufbau ihrer »Grafik Werkstatt«, inzwischen deutscher Marktführer bei Bild-Text-Postkarten.
Reinhard Becker kann sich noch gut an das Treffen im Hannoveraner Hauptbahnhof erinnern: »In einem Konferenzraum wurde die Auswahl für das Plakat getroffen, mit dem die Grünen bei der Bundestagswahl 1982 werben wollten.« Zur Jury gehörte der Künstler Joseph Beuys, der sich schließlich für die Sonnenblume der Bielefelder aussprach. Mit der war die neu gegründete Partei schon 1980 ins Rennen um die Wählergunst bei der Europawahl gegangen, wenn auch der Erfolg noch ausblieb, die Fünf-Prozent-Hürde seinerzeit nicht übersprungen wurde. Das Sonnenblumen-Signet erinnerte an die damals weit verbreiteten »Atomkraft? Nein danke!«-Aufkleber. Durchaus beabsichtigt: »Im Logo sollten sich Atomkraftgegner genauso wieder finden wie die Naturschützer«, sagt Becker. Von beiden Strömungen wurden die Ur-Grünen schließlich stark geprägt. Die Sonnenblume hatte bereits einen Vorläufer: Ein sechsköpfiges Team der Fachhochschule Bielefeld, zu dem auch Becker und Marris gehörten, entwickelte im Rahmen einer Projektarbeit für die Grün-Alternative Liste Niedersachen ein Logo, das dem späteren grünen Markenzeichen schon sehr ähnelte und im Landtagswahlkampf 1978 eingesetzt wurde. Bis 1985 dauerte die Zusammenarbeit der Bielefelder Grafiker mit den Grünen. Parteimitglieder wurden sie nie. »Turbulent« sei es teilweise zugegangen, erinnert sich Becker. Zahlten die Grünen anfangs noch Lizenzgebühren pro Plakat, kauften sie später die Markenrechte. Die Sonnenblume ist bis heute das grüne Markenzeichen geblieben.
Drucken