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Zylinder, Sensoren
und Vakuum-Sauger

FH-Studenten entwickelten Briefmarken-Klebemaschine

Bielefeld (sas). Die Konstruktion einer Maschine, die Briefmarken automatisch auf Umschläge aufklebt - so lautete der Auftrag für die Studenten der Fachhochschule. Mit Feuereifer und mit Erfolg machten sich drei angehende Maschinenbauingenieure ans Werk. Wenn ihr Auftraggeber es will, kann die auf ihre Art einzigartige Klebemaschine nun produziert werden.

Der Bielefelder Jens O. Vossieck, gelernter Bankkaufmann, hat sich als Porto-Optimierer selbstständig gemacht. Er bietet seinen Kunden - vom Handwerksbetrieb bis zum Mittelständler - einen mit einer 55-Cent-Briefmarke frankierten Umschlag für 54 Cent an - mithin einen Cent billiger als die Briefmarke allein schon kostet. Möglich macht es die große Stückzahl, die er abnimmt. »Bisher hat Jens Vossieck die Briefmarken in Heimarbeit aufkleben lassen. Er hat mich gefragt, ob es möglich wäre, dafür eine Maschine zu entwickeln«, erzählt Prof. Dr. Raimund Kisse vom Fachbereich Maschinenbau der Fachhochschule Bielefeld.
Drei Studenten bissen an. Im Rahmen des Projektes PDP - was für »Produkte, Dokumentation, Präsentation« steht - entwickelten Martin Ewendt, Volker Galla und Humann Hodjatzadek speziell für Vossieck die Briefmarken-Klebe-Maschine.
»Dabei sollten wir berücksichtigen, dass vier verschiedene Briefmarken- und vier verschiedene Umschlaggrößen möglich sein sollten«, erklärt Ewendt. Ebenso wünschte sich ihr Auftraggeber ein Zählwerk. Und nicht zuletzt sollte die Maschine aus Platzgründen schmal sein - weswegen die verschiedenen Module hintereinander angeordnet wurden.
»Angefangen haben wir mit jeder Menge Klebeversuchen«, lacht Galla. Wieviel Flüssigkeit ist nötig, wie lange muss eine Marke mit welchem Druck auf den Umschlag gepresst werden? Berücksichtigen sollten die Studenten auch, dass die Briefmarken nicht von einer Rolle kommen, sondern gestapelt sind.
Die Lösung: Kleine Sauger nehmen jeweils zwei Marken aus Schächten auf, mittels pneumatischer Zylinder werden sie weiter transportiert zu einem Vliestuch. Dessen Enden hängen in einem darunter liegenden Wasserbecken, so dass das Tuch stets feucht ist. Die Marken werden abgesenkt, benetzt und weiter transportiert. Gleichzeitig sind von der anderen Seite aus ihren Magazinen zwei Umschläge mittels Vakuum angesaugt und auf einen Tisch gesenkt worden. Die Biefmarken werden nun aufgedrückt, die fertigen Umschläge angehoben und über einem Auffangkorb wieder freigegeben.
Was simpel klingt, verlangte viel Tüftelei, pneumatische Zylinder, Vakuumsauger, Sensoren und eine speicherprogrammierbare Steuerung. »Die Maschine schafft 1400 bis 1500 Umschläge in der Stunde, wenn man sie verbessert, bis zu 2000«, sagt Galla. Ihre Herstellung, für die auch Fertigkomponenten verwendet werden können, wird alles in allem 15 000 Euro kosten - im Gegensatz zu Frankiermaschinen, die es bereits gibt, die aber nur Marken von der Rolle verarbeiten: Sie liegen bei 60 000 Euro.

Artikel vom 14.01.2005