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Späterer Schulbeginn:
Das Familienleben leidet


Zu dem Artikel »Künftig früher raus oder länger schlummern - Schulbeginn wird weiter entzerrt« vom 12. Januar schreibt eine Leserin:

Mit Interesse habe ich den obigen Artikel gelesen. Meine beiden Söhne besuchen das Helmholtz-Gymnasium und wären von der geplanten Änderung der Schulzeiten um eine halbe Stunde nach hinten betroffen. Gerade vorgestern gab es in der Klassen des einen Sohnes zu diesem Thema einen Elternabend. Niemand der Anwesenden stand der anvisierten Änderung positiv gegenüber! Es gab viele Bedenken und Einwände.
Für uns würde diese Umstellung einen deutlichen Eingriff in das Familienleben bedeuten! Uns war es bislang immer sehr wichtig, die Mahlzeiten gemeinsam einzunehmen. Dies ist für unsere Familie die beste Möglichkeit zusammenzukommen und sich intensiv auszutauschen. Zukünftig wäre das gemeinsame Frühstück von unseren Kindern und uns Elternteilen, sowie mein Mittagessen mit den Söhnen, gefährdet. Sie müssten alleine speisen. Für uns ein großes Ärgernis!
Derzeit ist es ohnehin fast 14 Uhr, bis die Jungs nach sechs Stunden Unterricht zu Hause sind. Sollte die Änderung zustande kommen, so würden sie nicht vor 14.30 Uhr Mittagessen können - und zwar regelmäßig und nicht nur an einem Tag pro Woche mit besonders langem Stundenplan! Hinzu kommt, dass auch nachmittägliche Aktivitäten, wie der kirchliche Unterricht oder Trainingszeiten im Sportverein, in Mitleidenschaft gezogen würden.
Immer wieder liest und hört man, Familien hätten einen zu geringen Zusammenhalt. Die geplanten Schulzeitänderungen fördern den Familienzusammenhalt meines Erachtens jedenfalls nicht. Auch die immer wieder erwähnten Gewichtsprobleme heutiger Kinder lassen sich nicht dadurch verbessern, dass Familien nicht mehr zusammen essen können, und der Nachwuchs stattdessen unter Umständen lieber auf Fastfood zurückgreift, weil ja eh niemand mitisst.
Dieses Beispiel zeigt einmal mehr, welch geringen Stellenwert Kinder, Familie und Bildung in unserer Gesellschaft haben. Die Kinder sollen nicht auffällig sein, in intakten Familien aufwachsen und gute Leistungen in der Schule erbringen. Nur kosten darf es bitte schön nichts!
Sollte sich die Änderung der Schulzeiten durchsetzen, so werden wir moBiel jedoch helfen, die Kosten der Schülerbeförderung zu senken. Unsere Söhne würden sie dann zukünftig nicht mehr befördern müssen, die beiden Abos würden gekündigt.

MARTINA FUHRMANN
Bielefeld

Artikel vom 14.01.2005