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Großes Vorbild
im Seniorensport

Fritz Stieghorst wird 95 Jahre alt

Schildesche (WB/mzh). Ein Bundespräsident hat das Glas auf ihn erhoben, mit der Familie Oetker pflegt er das entspannte Gespräch, Spitzensportler ziehen vor ihm den Hut: Fritz Stieghorst, eine Bielefelder Institution, wird heute 95 Jahre alt.

Pokale und Medaillen kann der gelernte Werkzeugschlosser vorweisen, seine Zeiten beim Hermannslauf und beim 100-Kilometer-Lauf von Unna sind beachtlich. »Im Alter von 70 Jahren bin ich mit 14:31:09 Stunden in Unna Zweiter in meiner Altersklasse geworden«, erzählt Fritz Stieghorst mit berechtigtem Stolz.
Seinen größten Coup aber landete er 1983. Da empfing der damalige Bundespräsident Karl Carstens den gebürtigen Rehmer (heute ein Stadtteil von Oeynhausen) und andere Sportler in der Villa Hammerschmidt und trank auf das Wohl des ältesten Teilnehmers: Stieghorst. »Ich ergriff die Gelegenheit und lud das Staatsoberhaupt zum Wandern nach Bielefeld ein.« Carstens ließ sich nicht lange bitten und plauschte auf dem Weg durch den Teuto mit seinem »Gastgeber«, der später die Kennzeichnung der Strecke unterhalb der Schwedenschanze mit Findling und Plakette als »Karl-Carstens-Weg« erreichte.
Fritz Stieghorst, der bereits 1915 seinen Vater verlor, versorgte früh die Mutter und seine Brüder. Bei Stalingrad schwer am rechten Arm verwundet, konnte er nach dem Krieg nicht mehr ins Konstruktionsbüro zurück, sondern arbeitete fortan als Kaufmann.
Mit seiner (1985 verstorbenen) Frau Emmi, die er im Ausflugslokal »Brakensieks Parkgarten« lieben lernte, hat Fritz Stieghorst zwei Töchter. Beide wollen den Ehrentag mit ihm feiern. »In kleinem Rahmen bei Kaffee und Kuchen«, sagt Stieghorst, der sich keinen großen Bahnhof wünscht.
Denn seit einem Unfall im Sommer 2003 lässt es Fritz Stieghorst etwas ruhiger angehen. Wanderungen unternimmt er nicht mehr, interessiert sich aber immer noch lebhaft für die lokale Politik: »Die Tageszeitung ersetzt mir jetzt den Gang durch Bielefeld.«

Artikel vom 13.01.2005