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Der Grünfink


Ein regelmäßiger Besucher am Futterhäuschen ist jetzt im Winter der Grünfink. Meist kommt er nicht allein, sondern in kleinen Trupps und Familienverbänden und vertreibt mit seinen Verhalten häufig andere, scheuere Gäste. Der Grünfink frisst Sämereien, bedient sich aber auch an fetthaltigen Meisenringen.
Die sperlingsgroßen Vögel mit dem moosgrünen Gefieder, das in den Flügeln und am Schwanz gelbe Bereiche aufweist, sitzen gern hoch in den Bäumen, um von dort die Futterstellen anzufliegen. Im Frühjahr sind diese Warten Ausgangspunkt für die »fledermausartigen« Flüge, bei denen die Männchen singen. Es handelt sich hierbei um ein Balzverhalten und dient auch der akustischen Markierung des Brutreviers.
Der Grünfink ist nach dem Buchfink die zweithäufigste Finkenart in Deutschland. Er bevorzugt besiedelte Bereiche und zeigt eine deutliche Verstädterung. Genauer: der Grünfink mag aufgelockerte Vegetationsstrukturen mit starker Strukturierung - und die findet er in Städten und Dörfern. Deshalb ist er für Ornithologen ein Charaktervogel städtischer Wohnbezirke. Der Naturfreund braucht nur in Parks, auf Friedhöfen, und abwechslungsreichen Gartenbereich etwas zu suchen, um ihn zu finden. Wer ein scharfes Ohr hat, sollte auf den Gesang achten. Aus einem abwechslungsreichen Gezwitscher ist eine nasale, lang gezogene Strophe herauszuhören, die wie »tschuii, dzwiiiäh« klingt.
Sein Nest baut das Grünfink-Weibchen nicht nur im Gebüsch und in Bäumen (auch Nadelbäumen), sondern nutzt gelegentlich auch Balkonkästen oder Nischen an Gebäuden. Ästchen und Halme bilden das Gerüst, das mit Moos, Haaren und Federn ausgepolstert wird.
Die vier bis fünf Eier bebrütet das Weibchen allein. Nach rund 14 Tagen schlüpfen die Jungen, die noch 14 bis 17 Tagen im Nest bleiben. In dieser Zeit werden sie von den Eltern mit Nahrung aus dem Kropf, einer Ausweitung der Speiseröhre, gefüttert. Bis zu drei Bruten im Jahr haben die Fachleute beim Grünfink dokumentiert.
Im Sommerhalbjahr ernähren sich Grünfinken neben Sämereien auch von Blatt- und Blütenknospen und fleischigen Früchten. Während der Aufzucht der Jungen stehen auch Insekten und ihre Larven - vorwiegend Blattläuse - auf dem Speisezettel.

WESTFALEN-BLATT und Naturschutzbund (NABU) Bielefeld stellen in dieser Serie Vögel vor, die in Ostwestfalen ständig oder vorübergehend leben. Biologe Dr. Wolfgang Beisenherz und Redakteurin Elke Wemhöner porträtieren in der nächsten Folge am Dienstag den Birkenzeisig

Artikel vom 13.01.2005