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Mit der Seifenkiste in
Strohballen gesaust

Wilfried Schael gewann das letzte Bielefelder Rennen


Von Burgit Hörttrich
Bielefeld (WB). »2006 in Bielefeld wieder ein Seifenkistenrennen zu veranstalten, das ist eine wirklich gute Idee,« meint Wilfried Schael (55). Schael ist der Sieger des letzten »Bielefelder Seifenkistenlaufs« 1965 und qualifizierte sich damit zur Teilnahme an der Bundesmeisterschaft in Duisburg. »Da wurde ich 22ster - aber nur, weil ein Kugellager nicht lief wie geschmiert.«
Der letzte »Bielefelder Seifenkistenlauf« wurde auch nicht mehr in Bielefeld gestartet, sondern in Bad Driburg - die Kommune hatte keine Erlaubnis für das Rennen erteilt, weil man im Rathaus den zu großen Zuschauerandrang fürchtete. »Ja, Seifenkistenrennen waren nicht nur bei uns Jungen unglaublich beliebt, es waren regelrechte Besuchermagneten«, erinnert sich Schael. Die Rennsaison lief vom Frühjahr bis zum Herbst, Rennen wurden - wie 2006 erneut geplant - im Johannistal ausgetragen oder aber auf der Radrennbahn. Schael, der sich
heute beruflich Computern widmet: »Dort wurde dann eine Rampe aufgebaut, Rennstrecken mit Kurven waren aber viel spannender.« Die Bremse, ein »Holzklotz mit einem Stück Gummi«, habe man so gut wie nie getreten. Zumal es für ihn mit zum Schönsten gehört habe, nach dem Zieleinlauf durchzusausen »bis hinein in die Strohballen«. Für den Bau der Seifenkisten habe es detaillierte Anleitungen gegeben. Wilfried Schael: »Mein Vater hat mir geholfen.« Windschnittig sollten die kleinen Renner sein und »so ein bisschen Tuning machte die Räder schnell«. Neben »gutem Rennmaterial« hätten vor allem aber ein »guter Startplatz und ein Quäntchen Glück« zum Erfolg dazu gehört. Er selbst habe sich in seinen Rennjahren (»Als Zwölfjähriger war ich zum ersten Mal dabei«) vom 40. auf den 1. Platz vorgearbeitet. Jeder Seifenkistenfahrer hatte seinen persönlichen Sponsor - bei Wilfried Schael war das die Firma Leineweber - und auch die Rennen selbst hatten Unterstützer aus der Wirtschaft: In Bielefeld seien das vor allem das WESTFALEN-BLATT und Opel gewesen. Schael erinnert sich mit Begeisterung daran, dass es stets Preise für alle gegeben habe - er selbst habe zum Beispiel beim Seifenkistenrennen Fahrstunden gewonnen, um seinen Mopedführerschein machen zu können. Während Wilfried Schael noch sämtliche Bauanleitungen und -pläne, Siegerurkunden und Fotos aus seiner Zeit als Rennfahrer besitzt, hat er die Seifenkiste eines Tages entsorgt. »Darüber ärgere ich mich heute schwarz.« Wird 2006 in Bielefeld ein Seifenkistenrennen ausgetragen, dann steht für Wilfried Schael fest: »Ich bin dabei - als Zuschauer.«

Artikel vom 13.01.2005