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»Sonst springt der Motor nicht an«

Der renommierte Schauspieler Matthias Habich wird heute 65 Jahre alt

Von Jürgen Balthasar
München (dpa). Die Dreharbeiten für den Kinofilm »Unkenrufe« hatten für den Schauspieler Matthias Habich eine besondere Note. Denn neben Litauen, Italien und Deutschland wurde auch in seiner Geburtsstadt Danzig gedreht.

»Ich spüre auf magische Art die Gegenwart meiner verstorbenen Eltern«, hatte Habich, der heute 65 Jahre alt wird, bei den Aufnahmen erklärt. Die Verfilmung der gleichnamigen Erzählung von Literatur- Nobelpreisträger Günter Grass soll in diesem Herbst in die Kinos kommen. Habich, der Mann mit dem kantigen Charakterkopf, ist schon seit Jahren ein gefragter Darsteller in Film- und Fernsehproduktionen. Doch ursprünglich war das Theater seine Welt, und noch immer sieht er dort seine Wurzeln. »Man muss ab und zu wieder Theater spielen, um sich neu aufzutanken«, sagt der mehrfach ausgezeichnete Habich.
Nach der Flucht aus Danzig zum Ende des Weltkrieges wuchs er in Hamburg auf und erlernte dort an der Staatlichen Schauspielschule, später am Konservatorium in Paris sein Handwerk. Seine Karriere führte ihn an alle renommierten deutschsprachigen Bühnen.
Dem breiten Publikum wurde Habich in der 70er Jahren aber erst durch Filme wie »Der Fangschuss« von Volker Schlöndorff und die sechsteilige ZDF-Abenteuerserie über das Leben des Freiherrn von der Trenck bekannt. Mittlerweile hat Habich in mehr als 70 Filmen mitgewirkt, jüngst im Hitler-Film »Der Untergang«.
Für das ARD-Gerichtsdrama »Das Urteil« wurde er mit zusammen mit Klaus Löwitsch 1998 mit dem Grimme-Preis ausgezeichnet. In dem ARD-Vierteiler »Jahrestage« von Margarethe von Trotta nach dem Roman von Uwe Johnson spielte Habich die Rolle des Heinrich Cressphal und wurde dafür mit dem Deutschen Fernsehpreis 2001 ausgezeichnet. 2002 erhielt er den Deutschen Filmpreis als bester Nebendarsteller in Caroline Links Kinofilm »Nirgendwo in Afrika«. Regisseur Fritz Umgelter lobte Habich als einen der wenigen Schauspieler, die »den Glanz der Bühne mit der im Film geforderten Direktheit vereinen«.
Habich lebt in Paris, wo er in den 80er Jahren mit dem britischen Theaterregisseur Peter Brook zusammenarbeitete, und zum Teil auch an seinem Zweitwohnsitz in Zürich. »Ich kann nur arbeiten, wenn mich das Drehbuch entzückt, sonst springt bei mir der Motor nicht an«, sagt Habich zur Arbeit vor der Kamera.

Artikel vom 12.01.2005