12.01.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Aus tiefster Liebe gelogen

Schauspieler Günther Kaufmann hofft auf Freispruch

Augsburg (dpa). Günther Kaufmann lebte mit seiner Ehefrau Alexandra in einer heilen Welt. Er liebte sie ohne jeden Zweifel, auch wenn er dabei ins Gefängnis wandern sollte.
Gemeinsam mit Sohn Dave war Günther Kaufmann zum Prozess erschienen. Foto: AP

»Ich war stolz auf sie, diese Frau war für mich die Größte«, schilderte er gestern vor dem Landgericht Augsburg seine Beziehung zu der Frau, die ihn - wie er einräumte - später belogen und betrogen hat. Aber das hat Kaufmann erst nach ihrem Tod erfahren. Für diese Liebe hatte er ein falsches Geständnis abgelegt und war ins Gefängnis gegangen.
Mit dieser Liebe hatte das Verhängnis für Kaufmann begonnen. Alexandra gaukelte ihm einen millionenschweren Schadenersatzprozess in Amerika vor, bei dem viel Geld zu holen sei, und Kaufmann zahlte dafür, obwohl sich nie Erfolg einstellte. Alexandra hielt sich auch nicht in den USA auf, wie sie ihrem Ehemann Glauben machte, sondern lebte bei einem Liebhaber in Berlin und täuschte vor, sie stehe in den USA unter Bewachung. Kaufmann glaubte alles. »Es war alles widersinnig, schwachsinnig, aber ich habe es geglaubt.«
Als das Geld auszugehen drohte, wurde der gutgläubige Steuerberater der Kaufmanns, Hartmut Hagen, angezapft - der zahlte, weil er sich 26 Millionen Dollar als Gewinnbeteiligung an dem US- Prozess gesichert hatte, den es nur in der Vorstellung von Alexandra gab. Als alles zu platzen drohte, kam es zur Tat: Hagen wurde im Februar 2001 in seiner Münchner Villa überfallen und getötet. Nach fünf Tagen Vernehmungen war Kaufmann der Beschuldigte.
Und dann passierten eine Reihe von Merkwürdigkeiten. Er sah sich bei dem Verhör so unter Druck gesetzt, dass er Angst hatte, die Kripo könnte auch seiner an Knochenkrebs schwer erkrankten Frau zusetzen. »Die ist todkrank, die überlebt das nicht«, habe er gedacht, nie aber seine Frau verdächtigt. Aus Kummer über die Krankheit habe er sich immer mehr dem Alkohol hingegeben. Zuletzt habe er täglich zehn bis 14 Weißbier und ebenso viele Obstler getrunken. Und dann gab Kaufmann die Tat zu, die er nicht begangen hatte.
Als ihn die Staatsanwältin Nicole Selzam eindringlich fragt: »Haben Sie ihren Anwälten je gesagt, dass Sie unschuldig sind?« Kaufmann antwortet: »Dazu möchte ich nichts sagen.« Seine Frau Alexandra, von der man heute weiß, dass sie an dem Todeskomplott gegen Hagen beteiligt war, starb am 19. Mai 2002. Am 27. November 2002 war Günther Kaufmann nach falschem Geständnis wegen schwerer räuberischer Erpressung mit Todesfolge zu 15 Jahren Haft verurteilt worden. Jetzt hofft er in seinem wieder aufgenommenen Verfahren auf Freispruch.

Artikel vom 12.01.2005