14.01.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Zeichen der
Sorge und der Freude

Bernd Kollmetz ist evangelischer Pfarrer der Johanniter-Ordenshäuser in Bad Oeynhausen.
Langsam, aber sicher werden wir, die gottlob nicht Betroffenen, durch die Welle der Normalität wieder an den Strand der Alltagssorgen gespült. Nach den furchtbaren Ereignissen in Südostasien löst sich die Sprachlosigkeit, die die Bilder des Grauens ausgelöst haben. So ist das Leben. Unerbittlich führt es den Menschen in dieSpur des Lebens zurück. Und so gilt nur bedingt: Nichts wird so sein wie vorher. Eigentlich gilt dieser Satz für jeden Tag. Es gleicht noch nicht einmal ein Augenblick dem anderen. Diese Wahrheit ist uns Menschen durch die Naturkatastrophe wieder in das Bewusstsein gehoben worden.
Moment mal!
Und dann steht diese Frage im Raum: Warum nur? Und sie wird Gott vorgehalten. Erklärungen greifen ins Leere, versagen. Außerdem helfen sie nicht weiter. Wir finden uns an einer Grenze wieder, die wir nicht verschieben können. Auch die beeindruckende Spendenbereitschaft wird dies nicht schaffen. Und selbst der, der bewusst aus dem Glauben sein Leben führt, zieht fragenden Blickes die Achseln hoch. Uns wird klar, wie leicht wir unser Leben verlieren können - so hat ein gläubiger Japaner die Ereignisse in einer großen Tageszeitung kommentiert.

Wir stehen am Anfang eines neuen Jahres. Es gilt für jeden von uns, seinen Weg zu finden, so dass es ein gutes Jahr wird. Die Ungewissheiten des Lebens versetzen unser Herz in Unruhe. Letztlich empfangen wir unsere Zeit aus Gottes Händen. Und so gilt es, sich einzuüben in die Wahrheit, die Dietrich Bonhoeffer wie folgt ausgesprochen hat: Gott gibt Zeiten der Sorge und Angst, und Gott gibt Zeiten der Freude. Ich wünsche Ihnen auf diesem Wege ein gutes und gesegnetes neues Jahr, denn für gute Wünsche ist es nie zu spät.
Bernd Kollmetz

Artikel vom 14.01.2005