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»Probleme beseitigen,
nicht das Leben«

Aufregung um Meisner-Predigt unverständlich


Zu den Äußerungen von Joachim Kardinal Meisner:
Ich bin nicht immer mit dem Kölner Erzbischof Joachim Kardinal Meisner einer Meinung, aber ich verstehe die Aufregung nicht, die um seine Predigt zum Unrecht der Massenabtreibungen gemacht wird. Darf man heute nicht mehr sagen, dass der Mensch sich nicht zum Gott und Herrn über andere machen darf? Darf man den Zweiten Weltkrieg nicht als Beispiel dafür anführen? Was ist daran judenfeindlich oder die Schoa relativierend?
Es stimmt, dass Stalin und Hitler mit ihrer auch gegen Gott gewandten Ideologie Abermillionen Menschen getötet haben und darüberhinaus noch töten wollten. Das wird zum Beispiel an einer Rede Hitlers, veröffentlicht im »Völkischen Beobachter« vom 7. August 1929, deutlich: »Würde Deutschland jährlich 1 000 000 Kinder bekommen und man würde 800 000 der schwächsten beseitigen, dann würde am Ende das Ergebnis sogar eine Kräftesteigerung sein.« Was die Nazis vorhatten, haben sie öffentlich bekannt, und kritische Leute wie Fritz Gerlich und Pater Ingbert Naab gründeten die Zeitung »Der gerade Weg« nur deshalb, um von 1930 bis 1933 aus christlicher Perspektive vor den antichristlichen Nazis zu warnen. Gerlich bezahlte seine Arbeit mit dem Leben.
Der Papst und Kardinal Meisner setzen sich aus tiefer Überzeugung für eine Kultur des Lebens ein. Viele ihrer klaren Verlautbarungen, die leider zu wenig beachtet werden, müssten unseren Politikern die Schamesröte ins Gesicht treiben, weil sie etwa in der Familienpolitik, der Gesundheitsforschung oder der Entwicklungshilfe eher eine Kultur des Todes als des Lebens fördern.
Abtreibung ist immer die Tötung eines ungeborenen Menschen, und die katholische Kirche sagt, es gebe außer der Gefährdung des Lebens der Mutter keine Notlage, die diese Tötung rechtfertigt. Die Probleme müssen beseitigt werden, nicht das ungeborene Leben!
Daran zu erinnern ist heutzutage verpönt, und so nutzen zum Teil sogar auch kirchliche Gruppen die Gelegenheit, um hier Stimmung vor allem gegen die Katholische Kirche zu machen, die die egoistische Selbstverwirklichung nicht an die erste Stelle stellt. Auch Paul Spiegel vom Zentralrat der Jugend sollte die Predigt Kardinal Meisners noch einmal in Ruhe lesen und nicht auf die Kampagne der Kirchenkritiker hereinfallen.
Kein Christ, der seinen Glauben versteht, kann antijüdisch sein, weil Jesus Christus nicht nur Gottes Sohn ist, sondern auch ein frommer Jude war.
FELIX STARATSCHEK42477 Radevormwald

Artikel vom 15.01.2005