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Diego Leon sagt zu
Vata schon »Papa«

Erste Kontakte zur neuen »Familie« sind geknüpft

Von Dirk Schuster
Chiclana de la Frontera (WB). Ein Sonntag im Dezember, im Fußballinternat von Real Madrid summt der Fernseher. Diego Leon schaut deutschen Fußball. Wolfsburg gegen Arminia, ein 0:5 des DSC, die schlechteste Hinrundenleistung. Ausgerechnet jetzt klingelt beim 20-jährigen Spanier das Telefon, fragt ihn jemand, ob er das Vertragsangebot des Bundesligisten Arminia annehmen werde. Leon muss kurz nachdenken, sagt dann: »Si«.

Bis zum Sommer 2006 hat der DSC den Mittelfeldspieler ausgeliehen. Leons Traum ist es, danach wieder nach Madrid zurückzukehren, um dort den Sprung in die erste Mannschaft zu schaffen. »Momentan würde ich es noch nicht einmal auf die Ersatzbank bringen«, sagt Leon. Darum nimmt er den Umweg Bielefeld in Kauf, hofft, sich hier verbessern zu können. In Trainer Uwe Rapolder hat er jemanden gefunden, der ihn fördern will. Aber auch fordern. Diego Leon: »Ich weiß, dass der Trainer erwartet, dass ich mich seinem System unterordne. Aber manchmal muss ich eben auch etwas Außergewöhnliches mit dem Ball anstellen.«
Beim Abspiel, das ist seine Masche, schaut er nach links, passt aber nach rechts. Oder umgekehrt. »In Spanien nennt man das die Laudrup-Technik«, erklärt Leon. Vom Dänen, der zu den besten Ausländern aller Zeiten in der Primera Division zählt, hat sich Leon einiges abgeguckt. Sein Vorbild ist dennoch ein anderer: Maradona. Dass der auch Diego mit Vornamen heißt - purer Zufall.
Diego Leon ist ein aufgeschlossener Mensch, einer, der gerne lacht. Er hat Humor. »Kino«, lässt er durch Dolmetscher auf die Frage nach seinen Hobbies antworten. »Aber damit ist es jetzt ja erstmal vorbei.« Jedoch hat sich der kleine Mann aus Palencia (60 000 Einwohner, 250 Kilometer von Madrid entfernt) vorgenommen, mit dem Lernen der deutschen Sprache zu beginnen. »Ich weiß, dass mir das helfen wird«, hat der Spanier begriffen, worauf sein neuer Trainer viel Wert legt. Wegen der Sprachprobleme fällt es ihm noch schwer, Kontakte zu seinen Mitspielern zu knüpfen. Aber das wird. Mit Fatmir Vata kann sich Diego Leon auf italienisch unterhalten, er nennt den 33-jährigen sogar »mein Papa«.
Kino ist das eine, Pferde das zweite große Hobby Leons. Darum ließ er es sich nicht nehmen, auf einem nahegelegenen Reiterhof vorbeizuschauen. »Ich habe selbst drei Pferde«, sagt Leon. Allerdings seien das solche, die für den Stierkampf ausgebildet werden. »Ich reite auch nur sehr selten, die Verletzungsgefahr ist zu groß.«
Jedoch ist er bisher von schweren körperlichen Problemen weitgehend verschont geblieben. 2003 brach er sich mal das rechte Wadenbein, das war's. Und das, obwohl er schon als Neunjähriger zu Hause auszog, um bei Real fortan fast nichts anderes mehr zu tun, als Fußball zu spielen.
Jetzt nimmt Diego Leon wieder einen Wohnortwechsel vor, sucht in Bielefeld ein Zuhause. Eins für sich allein, Freundin Maria bleibt in Spanien. Sie studiert dort, wird Diego aber bald schon in Ostwestfalen besuchen. Am liebsten in Verbindung mit einem Heimspiel in der SchücoArena. Denn auch wenn Uwe Rapolder glaubt, dass Diego Leon drei Monate brauchen werde, um bei Arminia Fuß zu fassen, sagt der selbstbewusste Spanier: »Ich hoffe, dass ich es schneller schaffen werde.«

Artikel vom 12.01.2005