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Leitartikel
Maßstäbe aus dem Lot

Murks-Risiko
liegt
nahe Null


Von Rolf Dressler
Ob vor unserer Haustür oder draußen in der nicht immer schönen, weiten Welt: Ist die Politik eigentlich noch bei Trost? Das fragen sich viele ganz gewöhnliche Menschen zu Recht.
Obwohl oder gerade weil die immerwährende Gefährdung durch Erbeben und »Tsunami«-Seebeben seit Urzeiten bekannt ist: Warum um des Himmels willen hat die vielbeschworene Völkergemeinschaft es bis heute nicht fertiggebracht, gebührende Vorsorge zu treffen und technisch längst vorhandene Frühwarnsysteme einzurichten - in Südost-Asien, am Mittelmeer, von wo aus früheren Epochen zahlreiche Tsunami-Katastrophen überliefert sind, und an anderen Gefahrenpunkten auf dem Erdenrund? Dieses Versäumnis ist unerklärlich und absolut unverzeihlich. Ausreden verbieten sich von selbst. Sie machen alles nur noch schlimmer.
Das Desaster des Nicht-Handelns der Weltgemeinschaft zur rechten Zeit gerät ohnedies zum Offenbarungseid angesichts der Opfer und des aktuellen millionenfachen Leides In Thailand, Indien und Indonesien.
Dafür müssten sich gerade auch die rundum wohlversorgten Politik-»Größen« der ach so hoch entwickelten reichen Industrie- staaten schämen. Denn sie sind es doch, die das Geld ihrer Steu- erbürger - der Arbeitnehmer und der Unternehmer - oft mit allzu lockerer Hand hierhin und dorthin ausstreuen. Nur für Warneinrichtungen zur Früherkennung von Erd- und Seebeben in den geologisch besonders unruhigen Zonen auf unserem Blauen Planeten hatten sie bislang praktisch keinen Cent oder Dollar übrig.
Das bedrückende Ausmaß dieses bodenlosen Skandals liegt offen zutage. Zur plastisch-drastischen Veranschaulichung nur zwei Vergleichszahlen allein aus dem frisch-fröhlichen deutschen Staats- und Steuergeld-Alltag:
- Auf mindestens 30 Milliarden Euro pro Kalenderjahr veranschlagen Steuerzahler-Bund und andere Sachkundige die haarsträubende Fehlverplanung und ziellose Vergeudung öffentlicher Gelder.
- Aber schon für beinahe lächerliche 40 Millionen Euro ist ein Bojen- und Satellitenfunk-Warnsystem erster Güte zu haben, das herannahende Erdbeben, womöglich mit folgenschweren Tsunami-Flutwellen, anzeigt. Diese 40 Millionen sind wahrhaftig ein Klacks, nämlich exakt ein Siebenhundertfünfzigstel jener 30 Milliarden Euro, die in deutschen Landen Jahr um Jahr fahrlässig verplempert werden, ohne dass die Verantwortlichen in Politik und Verwaltung je in Haftung genommen werden. Murks-Risikofaktor nahe Null.
- Eine zweite Vergleichs-Groteske: Jährlich 10 Millionen Euro lässt sich Vater Staat sein aufgeblasenes Programm »Kampf gegen Rechts« kosten. In der SPD aber träumt man schon öffentlich von einer voluminösen Bundesstiftung gegen Rechtsextremismus und Gewalt mit einem Stiftungs-Startkapital von schlappen 300 Millionen Euro.
»Wehret den Anfängen«?! Erdbeben-Warnsysteme waren davon bisher wohl ausgenommen...

Artikel vom 15.01.2005