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Skepsis überwiegt bei Lehrern und Schülern

Ministerin will das Rauchen an Schulen verbieten

Von Michael Schläger
und Hendrik Uffmann
Bielefeld (WB). In der Raucherecke auf dem Schulhof des Helmholtz-Gymnasiums treffen sich in der zweiten großen Pause die Raucher unter den Schülern. Und die meisten von ihnen sind skeptisch, ob ein generelles Rauchverbot an Schulen Sinn machen würde.

»Ich vermute, dass die meisten dann einfach vom Schulgelände herunter gehen würden, um sich eine Zigarette anzuzünden«, sagt Sascha Weißgerber (19).
Ein generelles Rauchverbot an Schulen - das will NRW-Schulministerin Ute Schäfer (SPD). Eine entsprechende Regelung soll vom kommenden Schuljahr an gelten. Das Verbot soll auch für Schulfeiern, Elternabende, Konzerte und Theateraufführungen gelten, selbstverständlich auch im Lehrerzimmer. »Die Grundidee ist gut, die Umsetzung wird schwierig«, urteilt Veronika Rosenbohm, Leiterin der Gesamtschule Brackwede.
Sie fürchtet, dass die Schüler während der Pausen das Schulgelände verlassen und ins angrenzende Wohngebiet ausweichen. »Unsere Nachbarn können sich dann über die Kippen in ihren Vorgärten ärgern.« Rosenbohm weiß auch um den Konfliktstoff, den das Thema Rauchen innerhalb des Kollegiums birgt. An ihrer Schule sind 18 von 72 Pädagogen Raucher, müssen in einen Nebenraum ausweichen, wenn sie einen Glimmstängel anzünden wollen.
Für Schülerinnen und Schüler der Sekundarstufe I (Klassen fünf bis zehn) gilt schon jetzt ein generelles Rauchverbot. Das verlangt der Jugendschutz. Oberstufenschüler dürfen dagegen rauchen, aber längst nicht mehr in den Schulgebäuden, sondern nur auf ausgewiesenen Flächen auf den Schulgelände.
Moritz Orth (19), der das Helmholtz-Gymnasium besucht und ebenfalls raucht, gibt zwar zu, dass die Raucher den jüngeren Schülern ein schlechtes Vorbild geben. Doch ob ein Rauchverbot dieses Problem löst, bezweifelt auch er: »In anderen Bereichen, auf der Straße oder in Gaststätten, sehen sie Menschen, die rauchen.« Das schlimmste negative Vorbild sind die Eltern, wenn diese selbst rauchen«, erklärt der 19-Jährige.
Manfred Hellmig, Leiter des Carl-Severing-Berufskollegs für Metall und Elektrotechnik, ist denn auch der Überzeugung, dass bei den jungen Erwachsenen, die seine Schule besuchen, die Entscheidung, ob sie zum Raucher werden oder nicht, längst gefallen sei. Sie würden auch durch Vorschriften nicht davon abgebracht.
So wird unter Lehrern und Schülern die gute Absicht der Ministerin zwar anerkannt. Doch mancher setzt insgeheim wohl auf einen kleinen Zusatz, der sich im Gesetzentwurf zum Rauchverbot findet: »Über Ausnahmen entscheidet die Schulkonferenz.«

Artikel vom 13.01.2005