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Besser mobil mit dem Motorroller

Neuer Jugend-Führerschein: Fahrlehrer warnen vor Mini-Autos und Quads

Von Jens Heinze
Bielefeld (WB). Vom 1. Februar an ist es möglich: Jugendliche von 16 Jahren an können mit der Ausbildung für den S-Klasse-Führerschein beginnen und anschließend hinter dem Lenkrad eines Mini-Autos oder auf dem Sitz eines vierrädrigen, geländegängigen Leichtkraftfahrzeuges (Quad) Platz nehmen. Doch warnen Bielefelds Fahrlehrer und der ADAC vor der branchenintern »Schmalspur-Führerschein« genannten neuen Fahrerlaubnis.

»Ob Mini-Auto oder Quad, beides ist viel zu gefährlich«, sagt Jörg-Rüdiger Schütz, Vorsitzender des 106 Mitglieder starken Fahrlehrerverbandes Bielefeld, zur Begründung. Denn - beim ADAC-Crashtest hat ein 350 Kilo leichter Winz-Pkw beim Zusammenstoß mit einem »normalen« Kleinwagen vom Typ Renault Twingo denkbar schlecht abgeschnitten. Hätte im auf 45 Kilometer in der Stunde Höchstgeschwindigkeit gedrosselten Mini-Auto statt einer Puppe ein Mensch gesessen, wäre dieser schwer verletzt worden.
Und auf dem eigentlich für Geländefahrten entwickelten Quad, so Schütz, könne man im öffentlichen Straßenverkehr auch in T-Shirt und kurzer Hose sitzen: »Im Gegensatz zu Motorroller oder Motorrad sind auf diesem Vierrad, das bei einem Zusammenstoß sehr schnell auf die Seite kippen kann, weder Helm noch sonstige Schutzkleidung vorgeschrieben.« Schütz weiß deshalb zur Zeit von keinem Kollegen, der - der Sicherheit der Fahranfänger zuliebe - in der Leineweberstadt vom 1. Februar an für den S-Klasse-Führerschein ausbilden möchte und sich deshalb geeignete Fahrschul-Fahrzeuge beschafft hätte.
Auch der Automobilclub ADAC steht dem »Schmalspur-Führerschein« für bis zu 350 Kilo schwere Leichtkraftfahrzeuge - Grund für die deutschlandweite Einführung der Fahrerlaubnis ist die europäische Harmonisierung - skeptisch gegenüber. Angetrieben, so der Bielefelder ADAC-Sprecher Ralf Collatz, würden Quad und Mini-Auto von etwa 5,4 PS starken 50-Kubikzentimter-Kleinmotoren. Collatz: »Mit einer Höchstgeschwindigkeit von 45 Kilometern in der Stunde sind die Leichtkraftfahrzeuge ein Verkehrshindernis und gewähren den Insassen keinerlei Sicherheit. Die einzige "Knautschzone, über die der Fahrer letztlich verfügt, ist sein eigener Körper.«
Statt Mini-Auto oder Quad rät Fahrlehrer Jörg-Rüdiger Schütz Jugendlichen zum 50-Kubikzentimeter-Motorroller: »Jeder Rollerfahrer fährt sicherer, kann bei Gefahr besser ausweichen und trägt obendrein Schutzkleidung.« Und - ein Roller ist letztlich genauso schnell wie ein Leichtkraftfahrzeug.

Artikel vom 12.01.2005