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»Ein großartiges Geschenk«

Deutsche Helfer des THW sorgen für Trinkwasser im Südwesten Sri Lankas

Von Can Merey
Galle (dpa). Die Pumpe röchelt und gurgelt, um sie herum dümpeln Bürostühle, Ölkanister, Schuhe und Mülleimer auf dem Brackwasser. Schwarzer Schlamm kommt zum Vorschein, es riecht furchtbar. Am Tag zuvor wurde eine von der Flutwelle hereingetriebene verweste Leiche aus dem Trinkwasserbrunnen in Galle im Südwesten Sri Lankas geborgen.

Mitarbeiter des Technischen Hilfswerks (THW) sorgen nun dafür, dass der Brunnen trotzdem schon in den nächsten Tagen wieder genutzt werden kann - auch wenn es kaum vorstellbar scheint, dass aus diesem Brunnen bald wieder getrunken werden kann.
Die Trinkwasserversorgung gilt als eine der dringlichsten Aufgaben, um einen Seuchenausbruch zu verhindern. Das Team des THW hat seit der Katastrophe in der besonders schwer betroffenen Region Galle rund 50 Brunnen gereinigt. Außerdem errichteten die 14 Spezialisten aus Baden-Württemberg und Bayern an der verwüsteten Küste zwei Wasseraufbereitungsanlagen. »Es ist ein Tropfen auf den heißen Stein«, sagt Andreas Laible, der technische Leiter der THW-Einheit. »Aber vielleicht hilft es ja trotzdem manchen.«
Bis weit ins Landesinnere drangen die Flutwellen, in die Brunnen schwappten Salzwasser und Trümmer. Das Wasser wurde ungenießbar - und gefährlich. Etliche tausend Brunnen alleine im Bereich Galle seien zerstört worden, sagt Laible. »Bis alle gereinigt sind, vergeht bei kontinuierlicher Arbeit bestimmt ein halbes Jahr.« Jede einzelne Reinigung ist mühselig.
»Die Menschen sind sehr dankbar, dass jemand bei dem Riesenhaufen Arbeit an einer Ecke anfängt«, sagt der 46-Jährige aus Heidenheim bei Ulm.
Der historische Brunnen aus der Kolonialzeit in Galle ist unter der Industrie- und Handelskammer inmitten der Stadt, um ihn herum waren einst Glaswände, er war eine Attraktion. In der Tropenhitze pumpen Laible und die anderen Männer vom THW schon seit Stunden das Wasser ab, Schweiß steht ihnen auf der Stirn. Dann steigen Einheimische in Gummistiefeln in die Brühe, die noch am Grund steht.
Mit bloßen Händen fischen sie nach Scherben, Trümmern und Unrat, der stinkende Schlamm wird in Eimer geschaufelt und rausgehievt. »Jeder Partikel muss raus«, sagt Laible. »Sonst hat die Arbeit keinen Wert.«
Wände und Boden des leeren Brunnen werden mit Hochdruckreinigern abgespült, mehrfach wird Chlor in das nachsickernde Frischwasser gegeben, das nach einer Zeit wieder abgepumpt wird - danach kann der Brunnen endlich volllaufen. »Die Qualität des Wassers ist dann wieder so gut wie vor der Katastrophe«, sagt Laible - zur Sicherheit werden Proben genommen und im mikrobiologischen Labor untersucht, das das THW-Team aus Deutschland eingeflogen hat.
Die Sri Lanker sind unendlich dankbar für das Engagement. »Das ist ein großartiges Geschenk für unser Land, die Deutschen machen einen klasse Job«, sagt M.L.G. Abeywardane, er ist der Verwaltungsleiter der Handelskammer, unter dessen Sitz der Brunnen ist. »Wir wissen das in dieser schlimmen Zeit sehr zu schätzen«, sagt Sarath Panditha, der für die Provinzregierung die Schäden der Flutwelle registriert.
Die Katastrophe hat die THW-Mitarbeiter berührt, auch wenn sie schon etliche Einsätze in Krisengebieten hinter sich haben. »Nächste Woche sitzen wir wieder in sauberen Klamotten im Büro«, murmelt Laible, er klingt verwundert. Er sei zum ersten Mal in Sri Lanka gewesen, sagt der Ingenieur, »ich bin von den Leuten angenehm überrascht«. In besseren Zeiten will Laible vielleicht wiederkommen. »Ich könnte mir vorstellen, hier mal Urlaub zu machen.« Die Menschen an der Küste, die vom Tourismus lebten, würden es ihm sicher danken.

Artikel vom 11.01.2005