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Schwieriger
Einsatz im
Krisengebiet

Bürener Bestatter

Von Hanne Reimer
Büren (WB). Die furchtbaren Bilder von der Flutkatastrophe in Asien wecken in vielen Menschen den Wunsch zu helfen, die Spendenbereitschaft ist enorm. Hilfe ganz anderer Art hat im Krisengebiet Bestatter Dieter Sauerbier aus Büren (Kreis Paderborn) geleistet.

Gemeinsam mit neun Kollegen aus dem gesamten Bundesgebiet hat er in Thailand im Auftrag der Bundesregierung dafür gesorgt, dass die Leichen getöteter deutscher Touristen hygienisch versorgt und konserviert werden, damit sie nach ihrer Identifizierung in die Heimat überführt werden können.
Der 37-jährige Bürener ist einer von nur wenigen Fachleuten in Deutschland, die eine Spezialausbildung für das Einbalsamieren Verstorbener (Thanatopraxie) absolviert haben und dem ehrenamtlichen »Deathcare Embalming Team« angehören. Sauerbier, der in Thailand die Einsatzleitung übernahm, war vor einigen Jahren bereits im türkischen Erdbebengebiet tätig.
Der Anblick der oft grausam entstellten Toten verfolge ihn nicht in den Schlaf, erzählt der Bürener, der als erfahrener Bestatter mit solchen Situationen umgehen könne. Viel schwerer zu verarbeiten seien die oft unfassbaren persönlichen Schicksale. »Wenn ein Vater weinend erzählt, wie ihm seine Kinder aus den Armen gerissen wurden, geht mir das natürlich sehr nahe«, sagt der dreifache Familienvater nachdenklich. Und richtig ärgerlich wird er bei der Erinnerung an Menschen, die mitten im schlimmsten Chaos ungerührt ihren Urlaub fortsetzten. Auf der anderen Seite habe es aber auch viel spontane Hilfe gegeben.
Auch Wochen nach dem Seebeben ist die Arbeit der deutschen Spezialisten im Krisengebiet noch nicht abgeschlossen. »Das wird noch Monate dauern«, ist Sauerbier überzeugt. Und leider werde längst nicht jeder, der Angehörige vermisst, Gewissheit erhalten können. Zurzeit ist ein zweites deutsches »Deathcare«-Team in Thailand im Einsatz, möglicherweise wird auch Sauerbier nochmals in die Krisenregion fliegen.

Artikel vom 11.01.2005