11.01.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Neues Beben in Sumatra

Überlebende in Angst und Schrecken - Fischer: Konflikt beilegen

Jakarta/Colombo (dpa). Die indonesische Insel Sumatra ist gestern Morgen erneut von einem Erdbeben erschüttert worden. Nach Angaben aus Jakarta hatte der Erdstoß um 05.22 Uhr Ortszeit eine Stärke von 5,7 auf der Richterskala.

Das Epizentrum lag in einer Tiefe von 15 Kilometern etwa 150 Kilometer nordwestlich der indonesischen Provinzhauptstadt Banda Aceh. Das Beben versetzte die Überlebenden der Flutkatastrophe in Angst und Schrecken.
In Aceh wuchs unterdessen die Furcht vor einer Verschärfung des bürgerkriegsartigen Konfliktes zwischen moslemischen Rebellen und dem indonesischen Militär. In der Hauptstadt Banda Aceh waren in der Nacht Schüsse zu hören. Dafür sei ein »Soldat unter Stress« verantwortlich, teilte das Militär mit.
Außenminister Joschka Fischer (Grüne) betonte nach einem Gespräch mit dem indonesischen Präsidenten Susilo Bambang Yudhoyono den langfristigen Charakter der Hilfsaktionen für die Region: »Es darf nicht bei einer einmaligen, starken Emotion bleiben, bei einem Versprechen«, sagte er. Hilfszusagen müssten auch umgesetzt werden. Die große internationale Hilfsbereitschaft verpflichte die Politik, »das Äußerste zu versuchen, um zu einem erfolgreichen Wiederaufbau zu kommen«.
Nach den Worten Fischers, der gestern Abend in Sri Lanka eintraf, sollen die Schwerpunkte der deutschen Unterstützung in Indonesien auf dem Wiederaufbau des Gesundheitssystems, der Schulen und kleiner Betriebe liegen. Der Außenamtschef hob die große Bereitschaft hervor, Indonesien bei der Bewältigung der Folgen der Katastrophe beizustehen. »Es gibt eine Menge Solidarität und Hilfsbereitschaft in unserem Land.« In diesem Zusammenhang verwies Fischer auch auf die Summe der privaten Spenden in Deutschland in Höhe von 330 Millionen Euro.
Fischer erörterte nach seinen Angaben mit dem Staatschef auch die Sicherheitslage in der von der Flut besonders getroffenen Bürgerkriegs-Provinz Aceh. »Dies muss in den Vordergrund gestellt werden: Hilfe benötigt ein friedliches Umfeld und transparente Zusammenarbeit.«
Unmittelbar vor dem Besuch Fischers in Sri Lanka riefen die dortigen Tamilen-Rebellen der LTTE den Minister auf, auch die zerstörten Gebiete in ihrem Machtbereich zu besuchen. Fischer würde damit auf die verzweifelten Hilferufe der Menschen dort reagieren, sagte der Anführer des politischen Flügels der Befreiungstiger von Tamil Eelam (LTTE), Thamilselvan.
Bayerns Ministerpräsident Edmund Stoiber (CSU) kritisierte, Bundeskanzler Gerhard Schröder habe noch nicht erklärt, für was er das zur Verfügung gestellte Geld einsetzen wolle. Ebenso sei offen, wie die Bundesregierung es aufbringen wolle. Er stelle die Hilfszusagen aber in keinster Weise in Frage. Finanzminister Hans Eichel sagte dazu: »Ich habe selten - und Sie wissen, ich achte sehr aufs Geld - etwas so Kleinkariertes erlebt.« Sonderseite

Artikel vom 11.01.2005