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Wellness verdrängt die Kur

Heilbäder setzen auf Angebote wie »Gesunder Rücken«

Bad Lippspringe (dpa). Die Heilbäder in Nordrhein-Westfalen stehen nach den großen Gesundheitsreformen vor einem Umbruch. Der Trend geht weg vom klassischen Klinik- und Rehabetrieb hin zum Gesundheits- und Erholungsort.

Mit 8,5 Millionen Übernachtungen haben die Kurorte nach Angaben des Heilbäderverbandes in Bad Sassendorf einen Anteil von 24 Prozent an allen Übernachtungen im Land. Aber die Gäste bleiben immer seltener abends da. Deshalb werden Kurzurlauber und Selbstzahler für die 25 Heilbäder und 18 Luftkurorte in NRW wichtiger.
Das traditionsreiche Staatsbad Salzuflen setzt seit dem vergangenen Jahr verstärkt auf Wochenprogramme im Wellnessbereich und neue Konzepte bei Fitness und Bewegung. 2004 musste der Kurort mit 670 000 Übernachtungen einen Rückgang von 6,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahr hinnehmen. Den größten Rückgang verzeichnen die Kliniken. Wohnortnahe Rehabilitationsmaßnahmen verdrängten die Heilbäder, sagte Marketingleiterin Birgit Schrott.
Ihr Kollege in Bad Lippspringe, Lothar Kass, erklärte: »Den größten Einbruch hatte Bad Lippspringe durch die Gesundheitsreform bereits 1997, als die Kurdauer von vier auf drei Wochen gesenkt wurde.« Heute setzt das Heilbad auf Selbstzahlerprogramme, wie »Gesunder Rücken« oder »Vital ab 60«.
Bad Driburg blieb von kürzeren Aufenthalten der Gäste ebenfalls nicht verschont. Die Nachfrage nach Wellnessprogrammen sei aber weiterhin ungebremst. Dagegen gebe es die klassische Kur kaum noch, hieß es.
Der Strukturwandel der Kurorte sei noch lange nicht abgeschlossen, glaubt der Heilbäderverband NRW. Der Pfeiler der Heilbäder - die ambulante Badekur - sei auf Grund der von den gesetzlichen Kassen verringerten Zuschüsse zusammengebrochen. Künftig werde es nur noch wenige hoch spezialisierte Kliniken geben. Wellnessprogramme und privat bezahlte Gesundheitsvorsorge werden dann die Heilbäder prägen.

Artikel vom 10.01.2005