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Erst Levke, dann Felix! Und wer noch?

Marc Hoffmann (31) aus Bremerhaven gesteht in der Haft den zweiten Kindesmord

Von Wolfgang Schäffer
Bremerhaven/Cuxhaven (WB). Eltern und Ermittler haben jetzt traurige Gewissheit: Auch der seit dem 30. Oktober 2004 vermisste achtjährige Felix aus Neu Ebersdorf ist tot. Die Tat gestanden hat Marc Hoffmann. Der 31-Jährige, Vater von zwei Töchtern, hatte Anfang Dezember bereits zugegeben, Levke (8) aus Cuxhaven missbraucht und ermordet zu haben.

Die »Bombe«, wie es die Ermittler später bezeichnen sollten, platzte am Freitag Nachmittag. Rechtsanwalt Jost Ferlings hatte einen routinemäßigen Gesprächstermin bei seinem Mandanten. Der heißt Marc Hoffmann, ist 31 Jahre alt und sitzt wegen des Mordverdachts an Levke im Gefängnis. Zu diesem Fall hatte die Staatsanwaltschaft für Freitag Nachmittag eine Besprechung anberaumt.
Statt weiterer Informationen zu den Umständen des 'Todes von Levke überraschte Hoffmann mit einem weiteren Mordgeständnis. Er habe auch den achtjährigen Felix umgebracht und anschließend in einem Gewässer versenkt, sagte er seinem Anwalt. Der informierte unverzüglich die Ermittlungsbehörden. Doch nicht nur das. Anwalt Ferlings brachte zudem noch eine genaue Weg- und Ortsbeschreibung mit, wo Hoffmann den toten Jungen beseitigt hatte.
Es war schon dunkel, als die Einsatzkräfte am Freitag an der Brücke der Kreisstraße 60 über der Geeste zwischen Bramel und Marschkamp bei Schiffdorf, etwa zehn Kilometer von Bremerhaven entfernt, eintrafen. Suchscheinwerfer tauchten wenig später einen verschnürten Plastiksack, den Taucher aus dem an dieser Stelle etwa drei Meter tiefem Gewässer an die Oberfläche geholt hatten, in grelles Licht. Aus diesem mit Steinen beschwerten Sack bargen die Ermittler eine Kinderleiche. Bereits nach ersten Untersuchungen der Rechtsmediziner gab es keine Zweifel mehr: Die Leiche aus der Geeste ist Felix. Als Todesursache geben die Experten »mit hoher Wahrscheinlichkeit ersticken« an.
Mehr wissen die Ermittler bislang nicht. Denn bis auf das Geständnis und den Hinweis auf den Ort, an dem er die Leiche versenkt hatte, machte Marc Hoffmann keine weiteren Aussagen. Zu den näheren Umständen der Tat schweigt der Vater von zwei Töchter (zwei und zehn Jahre), von denen die ältere bis zu seiner Festnahme bei ihm in Bremerhaven lebte.
Gleichwohl sprechen die Ermittler der Sonderkommission »Levke und Felix« nach Hoffmanns Aussagen von »einer neuen Dimension«. Nach Worten von Detlev Kaldinski, Sprecher der Soko Felix, seien in der Kriminalgeschichte bisher kaum Fälle bekannt, in denen Kindermörder Jungen und Mädchen getötet hätten. »Wir haben es hier vermutlich nicht mit einem klassischen Sexualstraftäter zu tun. Hier dürfte es zusätzlich noch um das Machtmotiv gehen.«
Aus diesem Grund untersuchen die Ermittler jetzt andere ungeklärte Kindermorde unter neuen Gesichtspunkten. Da Hoffmann bei der Wahl seiner Opfer nicht auf ein Geschlecht festgelegt war, nimmt die Kripo auch die Fälle unter die Lupe, bei denen Jungen getötet wurden. Dazu zählen beispielsweise auch der neunjährige Dennis, der im September 2001 aus einem Schullandheim bei Cuxhaven verschwand und später ermordet aufgefunden wurde oder Jonathan (11), der im April 2004 während eines Schullandheim-Aufenthalts in Frankreich getötet wurde.
Die Polizei will nun ein »Bewegungsbild« Hoffmanns erstellen, das rückwirkend klären soll, wann und wo sich der mutmaßliche Doppelmörder in den vergangenen Jahren aufgehalten hat. Diese Daten werden mit noch nicht aufgeklärten Sexualverbrechen verglichen.
Denn die Ermittler wissen genau, dass der 31-Jährige, der seit 1995 in Bremerhaven wohnte, schon früher in dieser Hinsicht auffällig geworden ist. So verurteilte ihn ein Gericht 1994 wegen versuchter Vergewaltigung in seiner Heimatstadt Attendorn zu zwei Jahren Haft auf Bewährung. Im Jahr 2000 soll er zudem eine 17-Jährige geistig Behinderte im Raum Bremen in sein Auto gelockt und gefesselt haben. Dieses Verfahren wurde jedoch eingestellt. In Bremen war übrigens im Juni 2001 auch die zehnjährige Adelina missbraucht und getötet worden. Von ihrem Mörder fehlt bis heute jede Spur. Seite 2: Leitartikel

Artikel vom 10.01.2005