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Sitten und Unsitten der Franzosen

Pierre Daninos beschrieb Landsleute aus der Sicht eines Engländers


Paris (dpa). Der französische Humorist und Schriftsteller Pierre Daninos ist tot. Der Verfasser des witzigen Welterfolgs »Major Thompson entdeckt die Franzosen« starb 91-jährig am Freitag in Paris, teilten Mitglieder der Familie am Samstag mit.
Das 1954 erschienene Bändchen des gelernten Journalisten ließ Menschen überall auf der Welt schmunzeln und wurde wegen des großen Erfolges in 27 Sprachen übersetzt.
Allein in Frankreich verkaufte Daninos fast zwei Millionen Exemplare seines Werkes über die Sitten und Unsitten der Franzosen aus Sicht eines britischen Offiziers. »Die Briten haben den Menschen gute Tischmanieren beigebracht. Doch es sind die Franzosen, die richtig essen«, heißt es in dem Werk. Und weiter: »Wer je ihren Kaffee getrunken hat, der weiß, warum Engländer so leidenschaftliche Teetrinker sind.« Inspiriert wurde der 1913 in Paris geborene Daninos durch seine Tätigkeit als französischer Verbindungsoffizier zur britischen Armee im Zweiten Weltkrieg.
Daninos hat nie wieder ein annähernd so erfolgreiches Werk zu Stande gebracht, auch wenn er in weiteren Büchern den Major Thompson neue Abenteuer bestehen ließ und andere ähnlich ulkige gesellschaftskritische Romane schrieb. In seinen Büchern nahm er auch Touristen, Snobs und Schriftsteller aufs Korn. Zu seinen in den 1950 und 1960er Jahren auf Deutsch erschienenen Werken gehören »Ferien um jeden Preis«, »Das Geheimnis des Major Thompson«, »Ein gewisser Monsieur Blot« und »Snobissimo oder Das Sehnen nach dem Schein«. In den 60er Jahren wurde Daninos depressiv und unterzog sich einer Psychoanalyse, die ihn zu dem Buch »Die schwarze Couch« inspirierte.

Artikel vom 10.01.2005