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Freudenschüsse
in Ramallah

Keine Anzeichen von Wahlbetrug

Ramallah (dpa). Anhänger des PLO-Chefs Mahmud Abbas haben am Sonntag mit Jubel und Freudenschüssen auf seinen Sieg bei den Präsidentenwahlen reagiert.
Mahmud Abbas (69) erklärte sich zum Wahlsieger.

Im Zentrum von Ramallah im Westjordanland fuhren am Abend Fahnen schwenkende junge Männer in Autos und feuerten aus automatischen Waffen und Pistolen Freudenschüsse in die Luft. Abbas, der sich um die Nachfolge des vor zwei Monaten gestorbenen Jassir Arafat beworben hatte, erhielt nach drei Wählerbefragungen etwa Zweidrittel der Stimmen.
PLO-Chef Mahmud Abbas äußerte bei der Stimmabgabe in Arafats früherem Hauptquartier in Ramallah die Überzeugung, »dass sich das palästinensische Volk in Richtung Demokratie bewegt«. Beleg dafür sei eine hohe Wahlbeteiligung. Offizielle Prozentzahlen gab es jedoch bis zum Abend nicht.
Die palästinensische Wahlkommission hatte die Stimmabgabe am Abend überraschend um zwei Stunden verlängert. Als Grund nannte ein Sprecher der Kommission Behinderungen der Wähler durch israelische Beschränkungen. Der Leiter der internationalen Wahlbeobachtermission, Michel Rocard, sagte, die Wahllokale blieben wegen Schwierigkeiten von Wählern bei der Stimmabgabe im Osten Jerusalems länger geöffnet. »Das sind gute Nachrichten«, fügte Rocard hinzu. Internationale Wahlbeobachter teilten am Nachmittag mit, es seien keine Unregelmäßigkeiten bei der Stimmabgabe oder gar Wahlbetrug beobachtet worden.
Ein offizielles Ergebnis will die Wahlkommission erst heute vorlegen. Insgesamt waren im Gazastreifen und im Westjordanland mehr als 1,8 Millionen Wahlberechtigte zur Stimmabgabe aufgerufen. Der palästinensische Verhandlungsminister Sajeb Erekat nannte die Wahl eine Botschaft an Israel: »Genug mit der Besatzung. Wir sind nicht weniger demokratisch als ihr. Wir streben mit friedlichen Mitteln nach Unabhängigkeit und Freiheit.« Im Osten Jerusalems durften alle Einwohner mit einer Identitätskarte in israelischen Postämtern abstimmen, auch wenn ihre Namen nicht in Wählerlisten verzeichnet waren.

Artikel vom 10.01.2005