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Illegaler Pferde-Handel:
50 Tiere verschwunden

Vierbeiner vermutlich geschlachtet - Polizei ermittelt

Von Sebastian Picht
Bad Oeynhausen (WB). Martin Pönnighaus, Landwirt aus Bad Oeynhausen, ist auf der Suche nach seinem Pferd. Wallach »Picasso« hat er im guten Glauben abgegeben - nun ist es vermutlich geschlachtet worden. »Ich befürchte einen illegalen, skrupellosen Pferdehandel.« Von »Picasso« fehlt jede Spur. Kein Einzelfall: Zahlreiche Tiere sind verschwunden.
Pferd »Picasso«, hier mit Daniela Pönnighaus, ist verschwunden.
»Ich habe mich im November auf eine Anzeige in einer Fachzeitschrift gemeldet. Dort wurde ein Beistellpferd gesucht.« Im guten Glauben habe er das ehemalige Dressurpferd seiner Tochter Daniela kostenlos an eine Frau aus Rosendahl (bei Coesfeld) abgegeben. Das Tier litt an einer Beinverletzung. Pönnighaus: »Sie hat es im Dezember bei mir abgeholt. Als Beistellpferd sollte es auf ihrem Hof einem anderen Pferd Gesellschaft leisten.«
Eine Anzeige »Pferd verschwunden« in der Januar-Ausgabe der Fachzeitschrift »Reiter und Pferd« machte den Bad Oeynhausener Landwirt stutzig. Schließlich hatte auch er sein Tier an diesen Hof abgegeben. Umgehend rief Pönnighaus die angegebene Telefonnummer an, unter der sich Christian Noltze meldete. Auch der Bochumer hatte sich auf ein Inserat der Rosendahlerin gemeldet. »Wir haben unser Voltigierpferd Dandy der Frau überlassen. Spätere telefonische Erkundigungen nach dem Zustand unseres Pferdes wurden stets mit der Antwort begegnet, dass es ihm gut gehe«, berichtet Noltze. Als die Familie Noltze später das Pferd, dessen Eigentumsurkunde sie immer noch besitzt, auf der Weide besuchen wollte, war es weg. Noltze: »Erst als wir mit Polizei drohten, erklärte die Frau, unser Pferd wäre an einer Kolik gestorben.«
Nachforschungen der Familie widerlegten aber diese Behauptung. Noltze erstattete Strafanzeige bei der Polizei in Bochum. Das tat auch der Oeynhausener Landwirt Martin Pönnighaus. Peter Nowak, Pressesprecher der Polizei Coesfeld, bestätigte, dass Ermittlungen eingeleitet worden seien. Es würden sich ständig neue Geschädigte melden. 21 betroffene Pferdebesitzer seien bereits ermittelt worden. Fälle aus Unna, Delbrück, Beverungen, Dortmund, Detmold, Recklinghausen und dem Sauerland sind bekannt.
»Es hat sich herausgestellt, dass die kostenlos überlassenen Pferde sofort verkauft worden sind«, so Noltze. Ein Pferd sei über einen Händler wiedergefunden, ein anderes bei einem niederländischen Metzger aufgetaucht. »Alle anderen sind spurlos verschwunden«, sagte Noltze gegenüber dem WESTFALEN-BLATT. Er glaubt, dass es um 40 bis 50 Pferde geht.
Martin Pönnighaus hofft immer noch, dass er sein ehemaliges Pferd lebend wiederfinden. Deshalb appelliert er: »Wenn jemand Picasso erworben hat, soll er sich bei mir melden.« Die Rückkehr ist ihm so wichtig, dass er für Informationen eine Belohnung in Höhe von 1000 Euro ausgesetzt hat.

Artikel vom 08.01.2005