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Flut-Katastrophe rückt
auf den Stundenplan

NRW-Schulen als Paten - Land plant langfristige Wiederaufbauhilfe

Ernst-Wilhelm Pape
Bielefeld/Jakarta/Neu Delhi (WB). Die Flutkatastrophe in Südostasien soll am Montag nach dem Ende der Weihnachtsferien in allen 6700 Schulen in Nordrhein-Westfalen zum Thema im Unterricht werden. Das hat NRW-Schulministerin Ute Schäfer (SPD) aus dem lippischen Lage empfohlen. UN-Generalsekretär Kofi Annan hat sich unterdessen bei einem Besuch in Indonesien entsetzt über die Verwüstung gezeigt.

»Noch nie zuvor habe ich eine derartige, vollständige Zerstörung gesehen«, sagte der Chef der Vereinten Nationen, die die internationale Hilfe organisieren. Die reichsten Staaten der Welt haben sich auf ein Schuldenmoratorium für die von der Flutkatastrophe betroffenen Länder verständigt. Die Einigung der G7-Staatengruppe spare diesen Ländern etwa 4,3 Milliarden Euro pro Jahr, sagte der britische Finanzminister Gordon Brown.
Das NRW-Schulministerium kündigte eine umfassende Auseinandersetzung mit der Flutwelle im Unterricht an. Die Beschäftigung mit der Jahrhundert-Katastrophe werde nicht auf eine Unterrichtsstunde beschränkt sein, sondern die ganze Bandbreite der Fächer wie Religion, Sachkunde, Erdkunde, Biologie und Physik umfassen, sagte Ministeriumssprecherin Nina Schmidt am Freitag dieser Zeitung. Die Schulleiter seien geübt genug, in eigener Regie über die Neugestaltung des Stundenplanes zu entscheiden.
Ferner arbeite das Schulministerium an einer Adressenliste von Schulen aus den Krisengebieten. Schmidt: »Es ist ist geplant, dass Schulen aus NRW konkrete Patenschaften für Schulen in den von der Flutkatastrophe betroffenen Ländern übernehmen, um langfristig Aufbauhilfe leisten zu können.« Das Schulministerium werde hier Empfehlungen aussprechen und den Schulen Hilfestellung geben. Als erste Maßnahme könne eine Sammelaktion durchgeführt werden. Später sei auch an einen Schüleraustausch gedacht.
NRW-Innenminister Fritz Behrens (SPD) hat unterdessen per Erlass die Bezirksregierungen, Kreise, Städte und Gemeinden gebeten, qualifizierte Feuerwehrbeamte zu melden, die bei Anforderung kurzfristig in die Krisenregionen ausrücken könnten. Die Beamten müssten über aktuelle Schutzimpfungen sowie spezielle Kenntnisse der Infrastruktureinrichtungen, Elektro, Gas, Wasser und Entsorgung verfügen, sagte Ministeriumssprecher Bernd Mauel.
Am Dienstag werde das Landeskabinett über ein Maßnahmenpaket zur langfristigen Wiederaufbauhilfe beraten, sagte Walter Jakobs (Staatskanzlei) dieser Zeitung. Unter anderem will NRW nicht mehr benötigte Krankenhaus-Ausstattungen liefern. Ferner soll zum Beispiel mit Pharma-Unternehmen über eine Medikamentenversorgung und der Wasserwirtschaft über konkrete Infrastrukturhilfe für die Krisenregionen verhandelt werden.

Artikel vom 08.01.2005