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Ellen Pansegrau, Jürgen Franzen und Luise Schülert überreichen dem 15-jährigen Steven die Unterlagen für sein Stipendium in Bielefeld. Zwei Monate wird er Gast der Gesamtschule sein.

»Knochenarbeit« unter
afrikanischer Sonne

Karl-Heinz Stoßberg dokumentiert Namibia-Fahrt

Von Ulrich Hohenhoff
Brackwede (WB). Unvergesslich wird den Schülern der Gesamtschule Brackwede ihre Reise in das afrikanische Namibia in Erinnerung bleiben, besuchten sie dort doch nicht nur ihre Partnerschule »Ella du Plessis« in Windhoek, sondern lernten auf einem 2 800 Kilometer langen »Rundtörn« Land, Landschaft, Tiere und vor allem Menschen verschiedener ethnischer Gruppen kennen.

Der bekannte Brackweder Fotograf und Autor Karl-Heinz Stoßberg, der die Gruppe begleitete, hat die vielfältigen Eindrücke per Digital-Kamera dokumentiert und in drei aufwändig gestalteten Foto/Text-Bänden die unterschiedlichsten Etappen festgehalten.
Mit mehr als 1 100 Fotos kehrte Stoßberg von der Reise zurück, nur einen Bruchteil konnte er in den Dokumentationen verarbeiten. »Die Eindrücke bleiben in den Köpfen der Teilnehmer, meine Bildbände unterstützen nur die Erinnerung«. Dabei waren die vier Wochen in Namibia für die elf Schüler und Schülerinnen aus unterschiedlichen Klassen der Brackweder Gesamtschule und die sie begleitenden drei Lehrer Ellen Pansegrau, Luise Schülert und Jürgen Franzen beileibe keine Urlaubsreise, wartete doch auf sie auch harte »Knochenarbeit« unter afrikanischer Sonne.
Die jungen Leute engagierten sich in drei Projekten im Stadtteil Katutura der Hauptstadt Windhoek, erwarben handwerkliche Fähigkeiten und lernten, zu improvisieren. Karl-Heinz Stoßberg: »Bewusst waren Projekte ausgewählt worden, die die Lebenssituation der ärmsten Bevölkerungsschichten des Landes verbessern helfen sollten«. Dabei ging es um drei Kindergärten in dem überwiegend von Schwarzen bewohnten Stadtteil: Der Kindergarten »Pendukeni Crench« wurde um einen Babyhort erweitert und komplett neu gestrichen, der »New Youth«-Kindergarten erhielt innen und außen einen neuen Farbanstrich, wurde mit fröhlichen Motiven versehen und im bereits vor zwei Jahren renovierten »Peduka«-Kindergarten überreichten die Gäste aus Brackwede ebenso Geschenke und Spielzeuge wie in den anderen Einrichtungen.
Beim aufwändigsten Projekt, dem Bau des Baby-Hortes, wurde mit Beton, Holz und Wellblech gearbeitet. »Unter den herrschenden Bedingungen verdammt anstrengend«, sagt Karl-Heinz Stoßberg, »es musste auch viel improvisiert werden«. Für die jungen »Handwerker« Julian Hadamitzzky, Johanne Peter, Moritz Esselbrügge, Carolin Czesna, Marius Wähner, Mira Seidel, Jonas Pentzien, Malin Obermann, Lena Brentrup, Lara Burgmann und Anna Sarhage dennoch eine erlebnisreiche Arbeit, die sie zur Freude ihrer Gastgeber mit Akribie und Spaß ausführten. »Und das Ergebnis kann sich sehen lassen«, lobt Stoßberg die handwerklichen Fertigkeiten der Brackweder Schülerinnen und Schüler. Die beschriebene Projektarbeit wurde eingehend auch in der namibischen Presse behandelt. Sowohl in der deutschsprachigen »Allgemeine Zeitung« als auch im überregionalen »Namibian«.
»Die Mädchen und Jungen haben während der vier Wochen gesehen und hautnah erlebt, dass es in der Welt um uns herum große Armut, Hunger und mangelhafte Hygiene gibt, viele Probleme zu Hause sich vor diesem Hintergrund relativieren«, bringt Stoßberg die verschiedenartigsten Eindrücke der Gruppe auf den Punkt. Die jungen Leute, die sich vor Beginn der Reise intensiv vorbereitet, Kenntnisse über die Geschichte Namibias, die derzeitigen Verhältnisse, Sitten und Gebräuche und ethnische Gruppen erworben hatten, waren besonders beeindruckt auch von der Gastfreundschaft.
Sie alle waren in Privatquartieren bei Gastfamilien untergebracht, lobten die herzlich Aufnahme und fühlten sich »voll integriert«. Die Rundreise durch das Land mit zwei VW-Bussen führte der Gruppe die Schönheiten des Landes vor Augen, erinnerte an die gemeinsame - wenn auch zum großen Teil schmerzliche - Geschichte. »Von Deutschen errichtete Denkmäler stehen immer noch, werden gepflegt. Und auch der historische Baustil trägt in vielen Städten deutsche (Kolonial) Handschrift«, belegt Karl-Heinz Stoßberg mit eindrucksvollen Fotos vergangene Zeiten.
Und damit die Partnerschüler von »Ella du Plessis« sich auch einen Eindruck von Bielefeld machen konnten, stellten die Brackweder mit großformatigen Bildern markante Sehenswürdigkeiten der Leinenstadt vor. Für einen bleibt es nicht bei den Fotos: Der 15-jährigen Steven, Jahrgangsbester in der deutschen Klasse der High-School »Ella du Plessis«, erhielt ein Stipendium für Bielefeld. Von Mai bis Juni wird er zu Gast sein. Flug, Unterbringungs-und Reisekosten werden von der Brackweder Gesamtschule getragen.

Artikel vom 08.01.2005