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Mit dem Gesicht ihrer Mutter


Romy Schneiders Tochter Sarah Biasini in ihrer ersten Hauptrolle

Von Carsten Rave
Sat1, 20.15 Uhr: Sie reitet und fechtet wie eine gestandene Filmschauspielerin. Dabei ist die 27-jährige Sarah Biasini eine Debütantin. Aber nicht irgendeine. Wer sich ihr Bild anschaut, erkennt schon beim ersten Hinsehen ihre Abstammung.

Sarah Biasinis Mutter ist Romy Schneider, die 1982 starb, als die kleine Sarah erst vier Jahre alt war. Lange stemmte sich die junge Frau gegen das Erbe der Mutter. Doch dann wurde sie doch Schauspielerin und drehte den Mantel- und Degenfilm »Julie - Agentin des Königs«. Sat1 zeigt den Zweiteiler heute und morgen.
»Wenn ich lache, sehe ich aus wie meine Mutter, wenn ich rede, höre ich mich an wie meine Mutter, manchmal aber auch nicht«, sagt die junge Frau, in deren Film der französische Sender TF 1 und der deutsche Partner Sat1 insgesamt zwölf Millionen Euro investierten. »Aber was soll ich machen? Allen anderen Menschen geht das genau so. Und hätte ich den Beruf der Schauspielerei sein lassen sollen, weil ich Angst haben muss, dass die Kritiker und Zuschauer sofort die Vergleiche parat haben?«
Für den französischen Partner hat sich die Investition gelohnt. In Frankreich schalteten im Herbst acht Millionen Zuschauer (Marktanteil: etwa 35 Prozent) bei der Filmpremiere Sarah Biasinis ein, um noch einmal das Lächeln der unvergessenen Romy Schneider zu sehen. Denn wenn sie sich freut, gleichen ihre Gesichtszüge der ihrer Mutter. Ansonsten ist Sarah, die aus der Ehe von Daniel Biasini mit Romy Schneider hervorging, eine eigenständige, selbstbewusste Person, die ihre eigenen Werdegang hat. Sie studierte Kunstgeschichte und das Schauspiel an der Lee-Strasberg-Schule in Los Angeles.
Privat sucht sie die Harmonie und ist seit Jahren mit dem französischen Unternehmer Tristan Lecomte liiert. Biasini denkt noch nicht an Heirat, wünscht sich aber Kinder. Plänen, mit ihr die legendären »Sissi«-Filme mit ihrer Mutter neu aufzulegen, erteilt sie eine Absage. Auch das Leben Romy Schneiders mit ihr in der Hauptrolle zu inszenieren, stuft sie zumindest als »heikel« ein, wie sie kürzlich in der ARD-Talkshow »Beckmann« sagte. »Damit würde sich Sarah selbst und den Filmemachern absolut keinen Gefallen tun«, sagt »Julie«-Produzent Jan Mojto.
Sarah Biasini, die französisch, englisch, italienisch, aber nicht deutsch spricht, wird nach außen abgeschirmt wie eine große Diva, auch wenn sie es nicht ist. Regelmäßig folgt ihr ein Tross aus Mitarbeitern, zwei Maskenbildnerinnen sind bei öffentlichen Auftritten im Einsatz, ihr Vater managt sie, achtet nach Angaben von Kollegen auf alle Vorgänge um sie herum und verkauft »Foto-Strecken« von ihr.
Biasini schlüpft in dem Mantel- und Degenfilm »Julie - Agentin des Königs« in die historische Figur der unerschrockenen Abenteurerin, Fechtkünstlerin und Opernsängerin Julie de Maupin, die sich auf die Suche nach ihrer dunklen Vergangenheit und ihrer Mutter begibt. In weiteren Rollen spielen von deutscher Seite Julia Stemberger, Jürgen Prochnow, Gottfried John und Thure Riefenstein. Die Hauptdarstellerin ist nach Dreharbeiten im Frühjahr 2004 noch einmal vor die Kamera getreten und spielte in einer französischen Komödie mit.

Artikel vom 10.01.2005