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Kritik an Meisners Vergleich

Zentralrat der Juden sieht die Holocaust-Opfer verunglimpft

Kardinal Joachim Meisner bestreitet Verunglimpfung

Köln (dpa). Sein Vergleich von Abtreibungen und den Verbrechen Hitlers und Stalins hat dem Kölner Erzbischof Kardinal Joachim Meisner heftige Kritik eingebracht. Meisner habe den NS-Völkermord mit der heutigen Abtreibung gleichgesetzt und damit Millionen Holocaust-Opfer beleidigt, sagte der Präsident des Zentralrates der Juden in Deutschland, Paul Spiegel, am Freitag. Meisner hatte in einer Predigt am Dreikönigstag in Köln den biblischen Kindermord von Betlehem mit den Verbrechen Hitlers und Stalins und dem Schwangerschaftsabbruch verglichen. Meisner bestritt, die Juden verunglimpft zu haben.
Der Sprecher des Kölner Erzbistums, Manfred Becker-Huberti, sagte: »Der Kardinal hat das Verbrechen der Abtreibung in Zusammenhang gebracht mit den großen historischen Verbrechen. Er hat nicht die Juden verunglimpft, sondern die Verbrechen von Hitler und Stalin angeprangert.« Wörtlich habe Meisner gesagt: »Zuerst Herodes, der die Kinder von Bethlehem umbringen lässt, dann unter anderem Hitler und Stalin, die Millionen Menschen vernichten ließen, und heute, in unserer Zeit, werden ungeborene Kinder millionenfach umgebracht.«
Spiegel forderte: »Meisner muss sich von diesem unzulässigen Vergleich distanzieren.« Ein Bischof habe eine Vorbildfunktion. Es habe schon Personen des Öffentlichen Lebens gegeben, die hätten wegen solcher Äußerungen ihre Ämter niederlegen müssen.

Artikel vom 08.01.2005