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Clever und routiniert

5:1 gegen Kolbotn: Potsdam gewinnt 26. Frauenturnier

Von Jörg Manthey
Bielefeld (WB). Nach der Vorrunde übte er barsche Kritik an seinem Starensemble. Doch am Ende zeigte sich Potsdams kantiger Trainer Bernd Schröder versöhnlich und kam nicht umhin, die rechtzeitige Steigerung seiner Mannschaft zu würdigen. Sah es zwischenzeitlich nicht unbedingt danach aus, so setzte sich die Qualität des deutschen Meisters doch noch durch. Dank eines 5:1-Finalerfolges über Kolbotn IL holte der deutsche Meister 1. FFC Turbine Potsdam wie 2003 den Pokal der Sparkasse Bielefeld.

»Wir sind hierher gekommen, um zu gewinnen. Das haben wir getan und fahren nun glücklich nach Hause«, resümierte Nationalspielerin Conny Pohlers locker- flockig die Potsdamer Achterbahnfahrt. Überflüssige Niederlagen gegen Gütersloh (1:2) und Kolbotn (1:2) hatten Bernd Schröder fuchsig gemacht. »Ich bin maßlos enttäuscht. Wir haben unser Potenzial nicht abgerufen. Wir müssen mehr Charakter zeigen. Das war ohne Würde«, hatte der Potsdamer Meistermacher sich insgeheim schon damit abgefunden, das Halbfinale nicht zu erreichen. Doch Fortuna war mit Potsdam im Bunde. Ein Neunmeterschießen musste im Semifinale das vorweg genommene Endspiel gegen Norwegens Rekordmeister Trondheims-¯ern entscheiden. Den letzten zimmerte Viola Odebrecht unter die Latte. Schiedsrichter Philipp Draeger (DE Kusenbaum) ließ sich von den massiven Protesten der Norwegerinnen nicht beirren und entschied auf Tor - 4:3 (2:2).
Fortan zeigte die Kurve nach oben. »Das ist es, was eine Spitzenmannschaft ausmacht«, strahlte Bernd Schröder angesichts gezeigter »Cleverness und Routine«. Das Finale - Siegtreffer: Anja Mittag, Conny Pohlers (2), Karolin Thomas plus ein Eigentor - bezeichnete er als »Demonstration«.
Prächtig erholt von ihrem Wadenbeinbruch, den sie sich im Herbst im Bundesligaspiel gegen Freiburg zugezogen hatte, zeigte sich Kerstin Stegemann. Die wollte eigentlich bloß einen Tag mitwirken, fand dann aber soviel Gefallen am Spekakel, dass sie ihr Team bis zum Schluss (Rang sieben) anführte. Mit acht Treffern erhielt sie gemeinsam mit Conny Pohlers die Torjägerkanone.
26 aktuelle A-Nationalspielerinnen waren in Jöllenbeck zu Gast. In 32 Partien fielen insgesamt 114 Tore. Der kurzfristig für Slavia Prag eingesprungene FC Gütersloh erwies sich zurecht als großer Sympathieträger. Das Team der von Bundesligisten umworbenen U 19-Weltmeisterin Lena Goeßling oder Steffi Goddard (fünf Treffer) hielt im Reigen der Großen überraschend gut mit. Platz sechs sowie die bejubelte Einladung von Turnierorganisator Olaf Beugholt für den 27. Budenzauber waren die verdiente Belohung für ein kurzweiliges Wochenende.
Auch abseits des Sports gab es Sieger. Die Jöllenbecker Turnierorganisation (2007,45 Euro) sowie der Fußballkreis Bielefeld (5623,55 Euro) überreichten Sekretären der Botschaft Sri Lankas zwei Schecks zugunsten der Flutopfer.
Das Happyend perfekt machte der erwartete Anruf aus Düsseldorf: Die norwegischen Mannschaften erreichten rechtzeitig ihren Flieger. Sport

Artikel vom 10.01.2005