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Jeder Handgriff muss sitzen
Silvester im Hotel: Alle helfen mit, vom Zimmermädchen bis zur Bürokraft
Gerade hat der Herbst damit begonnen, die Bäume in ein rotgoldenes Kleid zu hüllen, da startet in der ostwestfälischen Hotellerie und Gastronomie schon der Countdown für Silvester.
Bereits Anfang Oktober trommelte Werner Flegel, der Direktor des Parkhotels in Bad Lippspringe, seine Hausdame Hedwig Lutz-Leifeld, Chefkoch Alfred Metzdorf, Chef de Restaurant Rafael Guzwa sowie seine Verkaufsmitarbeiterinnen Nicole Menne und Verena Müller zusammen. Alle bringen langjährige Berufserfahrung mit, und so waren sich die sechs schnell einig, was auf dem Silvesterbüffet im Saal und beim Galamenü im Restaurant serviert, wie das Haus dekoriert werden soll und wie die Werbung auszusehen hat. Dieses Jahr heißt das Thema »Goldenes Berlin der 20er Jahre«.
In den nächsten Wochen ist noch Zeit genug, den Druck der Weinkarte in Auftrag zu geben, ebenso wie die Bestellung der Feinkostspezialitäten und der Dekoartikel. Auch die Kapelle muss gebucht werden. Die Zweiteilung der Veranstaltung begründet Werner Flegel so: »Viele Gäste vor allem von auswärts erwarten Silvester total - elegant feiern und sich um nichts kümmern müssen. Aber es gibt nicht wenige Menschen in der Region, die nach einem exzellenten Menü noch rechtzeitig nach Hause wollen, um dort mit Angehörigen, Freunden und Nachbarn anzustoßen.«
Anfang Dezember steht auch der Dienstplan des Personals: Alle müssen in der Silvesternacht ran - ohne Ausnahme. Sogar die Zimmermädchen und Bürokräfte helfen im Service.
Im vergangenen Jahr hat das WESTFALEN-BLATT hinter die Kulissen geschaut.
29. Dezember, 11.07 Uhr: Gedränge in der Anlieferung! Der Feinkostexpress bringt gerade Edelfische und Meeresfrüchte, da kommt ein Bad Lippspringer Jäger auf den Hof gefahren. Er weiß, dass frisch geschossenes Wildbret im Parkhotel gern abgenommen wird.
14 Uhr: Im Saal werden Tische gerückt und mit weißem Linnen gedeckt. Und 196 Stühle wollen platziert sein.
18 Uhr: Im Kühlhaus lagern jetzt 250 Kilo Lebensmittel, die in den nächsten zwei Tagen verarbeitet und verspeist werden.
30. Dezember: 9.30 Uhr: Frischer Steinbutt, Seewolf, Lachs und 50 Hummer werden pochiert und müssen auskühlen. Dann werden die Fische mit Gelatine abgedeckt.
15.15 Uhr: Das Anbraten von Hirschrücken und Roastbeef für die kalten Platten beginnt.
18.30 Uhr: Ein Teil der Küchencrew beginnt mit dem Putzen von Gemüse und bereitet die Ochsenschwanzsuppe vor.
21 Uhr: Das »mise en place« für die Schauplatten des Kalten Büffets ist beendet.
31. Dezember, 8.30 Uhr: Alfred Metzdorf versammelt fünf Köche, fünf Azubis und vier Hilfskräfte zur Besprechung: »Heute haben wir zwar eine Menge Arbeit vor uns, aber es gibt stressigere Tage im Jahr - zum Beispiel, wenn parallel eine Hochzeit und zwei Geschäftsempfänge im Haus laufen und Tagungsgäste im Haus sind.«
8.45 Uhr: Bettina Voß beginnt mit dem Schnitzen der Dekoration und des Gemüses, Bastian Schnelle knackt die erkalteten Hummer, Alfred Metzdorf kontrolliert einen mit Gurken dekorierten Lachs.
9 Uhr: Salat wird geputzt, es beginnt die Zubereitung der Saucen.
10 Uhr: Hedwig Lutz-Leifeld bläst im Saal Luftballons auf, der Hausmeister räumt das Café um, damit später das Büffet aufgebaut werden kann.
11.30 Uhr: Die kalten Platten werden angerichtet, dafür müssen alle Salate, Fische und der aufgeschnittene Braten fertig sein. Damit sie appetitlich aussehen, werden die Fische glaciert.
13 Uhr: Zehn Kalbsrücken werden gefüllt und anschließend in Blätterteig verpackt.
13.10 Uhr: Der Blumenhändler bringt die bestellten Gestecke in den Festsaal.
13.20 Uhr: Saucen müssen passiert und verfeinert werden. Außerdem beginnt die Vorbereitung auf das Menü im Restaurant.
16.30 Uhr: Die Kapelle »Prime Time« installiert ihre Bühnentechnik.
17 Uhr: Am Büffet werden die Rechauds aufgebaut, die später die warmen Speisen aufnehmen.
19 Uhr: Kontrolliertes Chaos, programmierte Rennerei: Der Aufbau des kalten Büffets beginnt. Und die Kalbsrücken werden in den Ofen geschoben.
19.30 Uhr: Die Türen des Festsaals öffnen sich, die Gäste strömen zu ihren Plätzen. Währenddessen werden die Folien von den kalten Platten entfernt.
22 Uhr: Nur noch zwei Stunden bis zum Jahreswechsel: Der Service nimmt die Bestellung für das Mitternachtsgetränk entgegen. Im Park wird das Feuerwerk vorbereitet.
22.30 Uhr: Alle sind satt. Binnen weniger Minuten wird das Büffet abgeräumt und die Tischordnung im Café wieder hergestellt.
23.30 Uhr: Küchenchef Metzdorf und sein Team haben tolle Arbeit geleistet. Jetzt schnell nach Hause zur Familie, damit gemeinsam auf das neue Jahr angestoßen werden kann.
23.59 Uhr: Der Bandleader zählt den Countdown zum Jahreswechsel - die Gäste prosten sich zu, zünden Wunderkerzen an. »Prime Time« intoniert feierlich die Nationalhymne, dann gehen die Gäste gemeinsam mit dem Personal in den Park, um das Feuerwerk zu genießen. Ein neues Jahr hat begonnen, aber die letzte Feier des alten Jahres ist noch lange nicht beendet. Thomas Albertsen

Artikel vom 22.10.2005