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»Zuschauer belasten«

Uli Hoeneß fordert höhere Fernseh-Gebühren

Dubai (dpa). Uli Hoeneß will durch die Übertragungsrechte an der Fußball-Bundesliga künftig mindestens 500 Millionen Euro pro Jahr erzielen und fordert dafür eine Gebührenerhöhung bei den öffentlich-rechtlichen TV-Anstalten.

»Ja, wir müssen den Zuschauer etwas belasten, der zu Hause vor dem Fernsehschirm sitzt. Vor allem aus dem öffentlich-rechtlichen Topf muss mehr kommen. Die ARD verdient doch gutes Geld an der Übertragung der Bundesliga«, sagte der Manager des FC Bayern München. Im Moment kassiert die Deutsche Fußball-Liga (DFL) von ARD und Premiere bis 2006 insgesamt 300 Millionen Euro pro Jahr.
Hoeneß kritisierte die Politik für ihr Vorgehen in der Gebühren-Frage. »Wenn zehn Cent mehr Gebühren an die GEZ bezahlt werden müssen, was ist denn schon dabei? Doch unserer Politiker haben meistens keinen Mut, eine Gebührenerhöhung - auch wenn sie noch so klein ist - durchzusetzen. Weil sie Angst haben, nicht wieder gewählt zu werden«, sagte der 53-Jährige.
Gerade im Vergleich mit anderen Nationen hinke die Bundesliga bei den TV-Einnahmen hinterher und könne so auf Dauer international nicht Schritt halten. »Es kann nicht sein, dass ein kleineres Land wie Frankreich 500 Millionen Euro an die Liga bezahlt. Ganz zu schweigen von Italien oder England. Dort kassieren die Ligen jeweils eine Milliarde und noch höhere Beträge. Deshalb: Wir müssen die Fernseheinnahmen beim nächsten Vertragsabschluss 2006 auf mindestens 500 Millionen Euro bringen«, sagte Hoeneß.
Das Fernsehen sei verantwortlich für die Finanzschwierigkeiten vieler Vereine. »Wenn man sich nicht für die Champions League qualifiziert, ist es sehr wahrscheinlich, dass man Verluste macht«, sagte der Bayern-Manager. Während in allen Ländern die Honorare steigen würden, habe sich in Deutschland der Beitrag in den Europapokal-Topf der UEFA zuletzt halbiert.
Für Bayern sehe die Finanzlage allerdings derzeit positiver aus als gedacht. Das befürchtete Loch von zehn Millionen Euro für diese Saison könne noch gestopft werden. Hilfreich sei auch die an der Börse gut notierte Telekom-Aktie, die dem FC Bayern derzeit einen Gewinn von 3,5 Millionen beschere. Ziel sei es jedoch, jedes Jahr fünf bis zehn Millionen Euro Gewinn zu machen. Dies sei »kaum noch zu schaffen«.
Für die Zukunft prognostizierte Hoeneß sinkende Spielergehälter. »Sonst kommen wir auf keinen grünen Zweig«, sagte er. Erstes Beispiel bei Bayern sei Rückkehrer Bixente Lizarazu, der nach seinem Wechsel von Olympique Marseille Abstriche in Kauf nehmen musste. Allerdings handele es sich um eine Reduktion auf hohem Niveau: »Die Zeiten für Spieler bleiben weiter paradiesisch.«

Artikel vom 10.01.2005