Von Michael Diekmann und Carsten Borgmeier (Fotos) Bielefeld (WB). Die Mieter sind empört, Center-Manager Sascha Petrovic dementiert auf das Heftigste, Freitag um 16 Uhr war die Internet-Auktion um das Forum Jahnplatz frühzeitig ergebnislos beendet: Ein international tätiges Immobilien-Unternehmen hatte Bielefelds zentrale Einkaufspassage als »Schnäppchen« für 13,5 Millionen Euro beim Netzauktionator »Expressbuy.de« angeboten.
Die 1992 von einer Bauherrengemeinschaft Bielefelder Rechtsanwälte um Franz-Josef Röttger errichtete Passage unter dem Verkehrsknotenpunkt ist mit der Aktion von W&P-Immobilien zum zweiten Mal innerhalb von zwei Jahren ins Schlaglicht geraten. Tabakhändler und Mieter Hans-Peter Pott: »Natürlich wissen wir, dass es seit längerem Verkaufsüberlegungen gegeben hat. Aber ich bin empört über diese Art der Präsentation.« Was Pott so ärgert: Auf einem zwölfseitigen Internet-Exposé breitet der Immobilienmakler aus Weingarten nicht nur die Vorzüge der modernen Passage aus, sondern auch sämtliche Details der Mietverträge inklusive aller Nettomieten und Vertragslaufzeiten. »Ein Skandal, das war überhaupt nicht autorisiert«, bemühte sich Manager Sascha Petroviv Freitag um Schadensbegrenzung. Überhaupt habe der Makler gar keine Berechtigung gehabt, in dieser Weise zu handeln. Die Auktionsplattform Expressbuy.de ist ein Tochterunternehmen der Unternehmensgruppe W&P Group of Companies LTD, zu der auch das Immobilienportal ImmoPlace24 gehört. Geschäftsführer und je zu 50 Prozent I Torsten Wetzel und Michael Wetzel, Firmensitz ist in den englischen Midlands, in Deutschland nur ein Zweitsitz angemeldet. In Weingarten, dem Sitz des Immobilientochterunternehmens W&P, werden nach Auskunft der Inhaber die Strukturen gelegt und der Betrieb geführt. Petrovic betonte am Freitag, keinen Verkaufsauftrag für das Forum Jahnplatz erteilt zu haben. Verkaufsabsichten soll es laut Petrovic einzig für die Klosterpassage geben, in deren Bauherrengemeinschaft ebenfalls Franz-Jürgen Röttger vertreten ist (das WESTFALEN-BLATT berichtete). In diesem Zusammenhang sei von niederländischen Investoren auch Interesse an weiteren Objekten gezeigt worden. Die umfangreichen Ausführungen über das Forum Jahnplatz stammen demnach aus einem von Petrovics Immobilienfirma Contract bereits 2000 angelegtem Farbprospekt. Der war auch im Spiel gewesen, als das Forum Jahnplatz im September 2002 zum ersten Mal in die Schlagzeilen gekommen war. Damals hatte man versucht, das komplette Forum an eine Investorengruppe um den damaligen Arminia-Profi Ansgar Brinkmann zu veräußern. Allerdings hatte der als »weißer Brasilianer« gepriesene Emsländer die Finanzierung für die geforderten 18 Millionen Euro nicht leisten können. Brinkmann spielt jetzt in Dresden. Als Preis für das Forum waren im Netz nur noch 13,5 Millionen Euro ausgewiesen. Damals 2002, versichert Petrovic, hätten die Verkaufsversuche mit dem Ablauf der zehnjährigen Bindungsfrist für Anleger zu tun gehabt: »Gegenwärtig ist der Verkauf kein Thema. Die Vermietung ist gut, die Stimmung in der Passage auch. Wir sind auf einem guten Weg.« Das sehen einzelne Einzelhändler durchaus anders. Gesprächsbedarf dürfte es in der kommenden Woche aber allein schon wegen des fulminanten Internet-Auftritts geben. Von rechtlichen Konsequenzen ist die Rede. Optik
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