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Krisenregion bekommt
Tsunami-Warnsystem

l EU erhöht Hilfe l Annan fordert schnelle Überweisung der Gelder

Jakarta (dpa). Im Indischen Ozean soll nach der Flutkatastrophe erstmals ein Tsunami-Frühwarnsystem aufgebaut werden. Das beschloss ein Krisengipfel in Jakarta. Die EU kündigte auf dem eintägigen Treffen gestern eine Aufstockung ihrer Hilfe auf 1,5 Milliarden Euro an.

In der Abschlusserklärung des eintägigen Treffens in der indonesischen Hauptstadt Jakarta wird die Staatengemeinschaft aufgerufen, die Finanzierung des Tsunami-Frühwarnsystems sicherzustellen. UN-Generalsekretär Kofi Annan sagte, es müsse alles unternommen werden, um künftig ähnliche Folgen einer Flutwelle zu verhindern.
Bei ihrem Hilfseinsatz rücken viele Organisationen den Schutz und die Hilfe für Kinder in den Mittelpunkt. »Wir sind gewarnt und müssen sehr wachsam sein, welche Menschen sich in den Kinder-Notunterkünften herumtreiben«, sagte Claudia Berker von terre des hommes. Die Organisation riet von Adoptionen aus den Katastrophengebieten Asiens ab.
Außenminister Joschka Fischer bricht heute zu einer Reise in das Krisengebiet auf.
Die EU plant neben der Aufstockung der Hilfe um 450 Millionen Euro eine Sonderkreditmöglichkeit bei der Europäischen Investitionsbank (EIB) in Höhe von einer Milliarde Euro sowie Gespräche über einen möglichen Schuldenerlass, sagte Kommissionspräsident José Manuel Barroso auf der Konferenz. »Wir wollen alles tun, um Ihnen bei der Bewältigung dieser Tragödie zu helfen.«
Die Außen-, Entwicklungs- und Gesundheitsminister der EU wollen bei einem Sondertreffen heute in Brüssel über die bestmögliche Organisation der EU-Hilfe für die von der Flutkatastrophe betroffenen Länder beraten.
Annan forderte die internationale Gemeinschaft auf der Konferenz in Jakarta auf, zugesagte Hilfsgelder zügig zu überweisen. Innerhalb der nächsten sechs Monate würde knapp eine Milliarde Dollar gebraucht, um die humanitäre Not zu lindern, sagte Annan. Zuvor hatte der UN-Chef gemahnt, es könnte zahlreiche weitere Tote infolge der Flutwelle geben, sollten die Hilfsmaßnahmen zu kurz greifen. »Wir haben den Überlebenden gegenüber die Pflicht, eine zweite Welle des Todes zu verhindern, die diesmal vermeidbare Ursachen hat.«
Ziel der Konferenz, an der Vertreter von mehr als 20 Ländern und internationalen Organisationen teilgenommen hatten, war die Abstimmung der Hilfe für die Katastrophenregion.
Der Vorsitzende des außenpolitischen Ausschusses des Europaparlaments, der Bielefelder CDU-Abgeordnete Elmar Brok, sprach sich bei der Hilfe für eine bessere Koordination auf europäischer Ebene aus. Die Instrumente müssten verbessert werden, die Europäer müssten geschlossener auftreten. Während die EU viel Geld zur Verfügung stelle, »und hier ein Wettbewerb der Geldgeber stattfindet«, würden die Amerikaner mit Helikoptern vor Ort helfen.
Der CDU-Außenpolitiker Wolfgang Schäuble plädiert für eine generelle Aufstockung der deutschen Entwicklungshilfe. In diesem Bereich sei schon das Engagement der alten CDU/FDP-Regierung kritisiert worden, doch habe die rot-grüne Koalition noch weniger getan. Insgesamt bestehe eine Verantwortung, »für die Armen der Welt mehr zu tun«, betonte Schäuble.
Die Rekord-Spendenbereitschaft der Deutschen hat auch gestern weiteres Geld in die Kassen der Hilfsorganisationen gespült. Das Deutsche Zentralinstitut für soziale Fragen erklärte, die - für eine internationale Katastrophe - klare Spenden-Rekordsumme von mehr als 130 Millionen Euro, die bis Mittwoch gesammelt worden waren, sei weiter angewachsen.

Artikel vom 07.01.2005