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Die Sprache der Elefanten

27-jährige Bio-Akustikerin erforscht die Unterhaltung der Dickhäuter

Wien (dpa) Angela Stöger-Horwath arbeitet im Wiener Zoo an einem weltweit einzigartigen Projekt: Die 27-Jährige erforscht die Sprache der Elefanten in Gefangenschaft.

Die afrikanischen Steppenelefanten und die Dauergäste in Schönbrunn haben sich an den Anblick der jungen Bio-Akustikerin längst gewöhnt. Fast täglich stand sie in den vergangenen Jahren bei gutem Wetter mit ihrem Spezialmikrofon und einem Digitalrekorder am Rande des großen Geheges, um die Dickhäuter zu belauschen. Tausende von Tönen, Trompetenstößen und Grunzen hat sie in dieser Zeit festgehalten und ausgewertet. Die Aufzeichnungen haben eine Länge von mehr als 1000 Stunden.
Doch erst moderne Computer und die extrem empfindlichen Aufzeichnungsgeräte haben die Studie im Tiergarten Schönbrunn ermöglicht. Doch ein Teil der »Konversationen« zwischen den großohrigen Dickhäutern spielt sich im Infraschallbereich ab. Das sind Töne mit Schwingungen von unter 20 Hertz, die für Menschen unhörbar sind. Diese tieffrequenten Laute erzeugen Elefanten mit ihren langen Stimmbändern. Mehr als zwei Drittel aller Laute der Jumbos liegen in diesem Bereich. Daneben verständigen sich die Tiere auch noch durch das Aufstampfen mit ihren mächtigen Füßen über Trittschall. Elefantenweibchen, so fand die Wissenschaft in den vergangenen Jahren heraus, sind dabei erheblich kommunikativer als ihre männlichen Artgenossen.
Auf ihrer Suche nach der Sprache der Elefanten haben Stöger- Horvath und ihre Kollegen inzwischen 70 verschiedene Rufe, darunter zehn Grundtöne, identifiziert, die die Tiere zur Kommunikation oder als Ausdruck von Gefühlen benutzen. Vom lauten Trompeten über Grunzen, Brüllen oder Kreischen geht es hin bis zu jenen unhörbaren Lauten. Dabei benutzen sie ihren Kehlkopf und die Stimmbänder ebenso wie ihren Rüssel, mit dem die Trompetenrufe erzeugt werden. Einige der Laute ließen sich klar definieren. Etwa, wenn der Nachwuchs seinen 500-Hertz hohen Säuge-Klagelaut ausstößt. Doch bei anderen Rufen ist die Zuordnung nicht so einfach. Lautes Trompeten kann sowohl Freude als auch Panik ausdrücken. Wackeln die Tiere dabei mit den Ohren, dann heißt das »Freude«. Spreizen die Dickhäuter die Ohre steil ab, dann ist der Trompetenstoß ein Ausdruck von Panik.
In etwa einem Jahr will die Doktorandin in Kenia erstmals selbst die Probe aufs Exempel machen. Dann will sie Elefanten einige der von ihr in Wien aufgenommenen Sprachelemente vorspielen und die Reaktionen beobachten.

Artikel vom 07.01.2005