07.01.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Ansgar Brinkmann soll
Dresdens Dynamo sein

Ex-Armine plant bei den Sachsen sein Karriereende

Von Dirk Schuster
Bielefeld (WB). Siegmar Menz glaubt zu wissen, wen er sich da an Land gezogen hat. Der Manager des Fußball-Zweitligisten Dynamo Dresden sagt: »Es wird viel geredet. Aber Ansgar Brinkmann ist ein Profi mit viel Erfahrung. Er will uns beim Klassenerhalt helfen und wir glauben ihm das uneingeschränkt.« Der Ex-Armine hat beim Tabellenfünfzehnten einen Vertrag unterschrieben.

Ganz bestimmt ist Menz nicht der einzige, der Brinkmann ohne Wenn und Aber sein Vertrauen schenkt. Doch jedem fällt das nicht so leicht. Die Richter am Bielefelder Amtsgericht zum Beispiel tun sich da schwerer. Gestern sollte Ansgar Brinkmann bei den Dynamos der Öffentlichkeit als Neuzugang vorgestellt werden. Doch das ging nicht. Brinkmann war in Bielefeld, um vor Gericht als Zeuge auszusagen. In einem Prozess, den er selbst verursacht hat (siehe Seite OWL). Vor drei Jahren hatte sich Brinkmann in einem Bielefelder McDonald's-Restaurant zu einer - im Sportjargon formuliert - Tätlichkeit hinreißen lassen. Nicht die einzige während seiner Karriere als Profisportler. Heute beteuert er: »Ich habe aus meinen Fehlern gelernt.«
Zumindest erweckte er bei seiner Zwangs-Rückkehr nach Bielefeld den Eindruck, als freue er sich kindsgleich auf das, was sportlich vor ihm liegt. Sicher, wirklich wundern würde es keinen, sollte Brinkmann seinen Vertrag beim sächsischen Traditionsklub nicht erfüllen. Auch das wäre nicht das erste Mal. Doch ein schlechtes Zeichen ist es gewiss nicht, wenn Ansgar Brinkmann mittlerweile über das Hier und Heute hinaus denkt und sagt: »Dresden ist der passende Verein, um meine Karriere zu beenden.«
Doch so weit denkt Dynamo-Trainer Christoph Franke noch längst nicht. »Ansgar kann bei uns sogar Führungsaufgaben übernehmen.« Franke glaubt, dass Verantwortung dem 35-Jährigen gut täte. Ob er damit Brinkmanns Charakter ändern kann, darf angezweifelt werden. Nicht aber, dass der weiße Brasilianer noch immer zu den besten Technikern im Land zählt. Franke: »Wenn Ansgar fit ist, ist er ein Riesen-Fußballer.« Und genau hier liegt das Problem. Niemand weiß, ob Brinkmann wirklich fit genug für die 2. Liga ist, nicht einmal Brinkmann selbst.
Wie soll er auch? Wegen einer Operation am Fuß hat er seit neun Monaten kein Spiel mehr machen können. Angst vor zu großem Erwartungsdruck kennt Brinkmann nicht, auch wenn er zugibt, vom Dynamo-Kult bei seinem ersten Dresden-Besuch überrascht worden zu sein. Positiv natürlich, sein Premierenfieber vor dem Debüt im Rudolf-Harbig-Stadion steigt stetig. Er fühlt sich bereit und kündigt an, auf den rauen Zweitligaalltag vorbereitet zu sein: »Auf dem Fußballplatz gibt's auf die Socken, genau wie im richtigen Leben. Da muss man sich eben wehren.« Und damit sich um ihn bloß keiner Sorgen zu machen braucht, fügt er im Brustton der Überzeugung hinzu: »Ich bin hart im Nehmen. Von mir aus kann es auch Steine regnen.«

Artikel vom 07.01.2005