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Hauptsache Stimmung

Weltcup-Springen in Willingen nicht ausverkauft

Von Hans Peter Tipp
Bielefeld/Paderborn (WB). Die erste Punktlandung haben nicht nur die Springer, sondern inzwischen auch die vielen Besucher längst hinter sich. Bis zum frühen Morgen tobte im Ski- und Partydorf Willingen der Bär. Und der hat jetzt sogar einen Namen.

»Willi« heißt der soeben getaufte Waschbär, der als Werbefigur den Ruhm des Skisprung-Weltcups im Upland noch weiter mehren soll. In diesem Jahr führt »Willi« als Papp- oder Papiersouvenir an der Mühlenkopfschanze aber noch ein Schattendasein. Erst im nächsten Jahr soll das Maskottchen im Auslauf zum Leben erwachen und dort putzig herumalbern.
Das Skispringen braucht eben derzeit neue Anstöße, notfalls auch solche aus Plüsch. Erstmals seit sieben Jahren sind sogar bei der selbst ernannten größten Skisprung-Party der Welt die Wettbewerbe bislang nicht ausverkauft. Während es für das Mannschaftsspringen am heutigen Samstag keine Karten mehr gibt, standen bis gestern noch ein paar tausend Tickets für das Einzelspringen am Sonntag zur Verfügung. »Die Krise hat uns zum Glück aber nicht ganz so getroffen wie andere Ausrichter«, sagt Pressesprecher Thomas Behle. Soll heißen: Noch kommen genug Zuschauer. Genug, um Willingen erneut als Austragungsort für den bislang in Planica stattfindenden Weltcup-Abschluss ins Gespräch zu bringen.
Behle heißt in Willingen auch der Schanzenchef. Sein Vorname ist Reiner. Er feierte gestern seinen 58. Geburtstag und erhielt nicht nur deshalb viele Komplimente. Die Schanze präsentierte sich trotz der warmen Witterung in ausgezeichnetem Zustand. Naturschnee gibt es zwar auch in Nordhessen nicht, aber das künstliche Weiß erfüllt ja auch seinen Zweck. Die Anlaufspur wird zudem mittels modernster Kühltechnik konstant auf Minustemperaturen gehalten. So wird verhindert, dass die Anlaufspur butterweich wird. Dennoch konnte Reiner Behle nicht verhindern, dass das Training vorzeitig abgebrochen werden musste. Es soll vor dem Teamspringen nachgeholt werden.
Gegen Wind sind sie auch in Willingen machtlos. Doch die Zuschauer ließen sich ihren Spaß nicht verderben. Das riesige Festzelt an der Schanze platzte schon eine Stunde vor und auch während der Testsprünge aus allen Nähten, und so mancher Besucher soll es später nicht einmal bis an die frische Luft geschafft haben. Der Sport kürzer, die Party dafür umso länger. War irgendwie egal.
So wird es auch am Wochenende zweitrangig sein, wo die pünktlich via Paderborn eingeflogenen deutschen Adler landen werden oder ob Tournee-Überflieger Janne Ahonen, der wie alle anderen Athleten mit im Charterflieger saß, erneut siegt. Willingen ist Willingen. Hauptsache Stimmung. Und noch passt »Willi« im Stadion ja nicht auf, dass wirklich alle genau hinschauen.

Artikel vom 08.01.2005