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Pressestimmen

Zu den Folgen der Flutkatastrophe in Südostasien und der Geberkonferenz schreiben andere Zeitungen:

Freimütig äußert US-Außenminister Colin Powell die Hoffnung, dass durch die Hilfe für die Moslems »unsere Werte (die der USA) verstärkt werden«. Sind politische Motive automatisch unlauter? Lassen sie die Hilfe weniger stark wirken? Wollte man diese Frage prinzipiell bejahen, müssten auch die Geberweltmeister Deutschland, Japan und Australien unter einer Welle der Kritik versinken. Das wiederum würden nicht nur die um alles beraubten Menschen in Asien nicht verstehen.
»Westfälischer Anzeiger«, Hamm

Dass angesichts des Ausmaßes der Katastrophe ein beispielloser Kraftakt der internationalen Gemeinschaft nötig ist, wird niemand bestreiten. Und so ist es erfreulich, dass in Jakarta ein beachtlicher Geldberg angehäuft wird. (É) Seltsamerweise wird aber kein Verantwortlicher benannt, der diese gewaltigen Beträge den diversen Bestimmungsorten zuleitet und für eine effiziente Verwendung sorgt. Ohne Koordination droht aber die Gefahr der Verschwendung.
»Stuttgarter Nachrichten«

Wie viel Geld werden die Regierungen tatsächlich geben? Nur zu oft folgten generösen Ankündigungen weniger generöse Taten. (É) Zudem ist möglich, dass für die staatlichen Spenden einfach die Entwicklungshilfe-Etats geplündert werden. (É) Völlig offen ist auch, ob und in wie weit tatsächlich Gelder fließen werden oder lediglich Schulden gestundet. Die Bundesregierung hat bereits angekündigt, dass ihr 500-Millionen-Euro-Paket eventuelle Schuldenstundungen mit einschließt. (É) Später müssen Indonesien, Thailand und andere dann doch zurückzahlen, auch die Kredite, die sie jetzt als Hilfen erhalten. Experten warnen daher bereits vor der nächsten Krise in der Region, diesmal einer Schuldenkrise.»Berliner Zeitung«

Die Hilfe für die Flutopfer in Asien ist zunehmend eitel und selbstgefällig. (É) Darf man denn die gute Absicht relativieren angesichts des erdrückenden Leids? Man darf - denn gerade eine Jahrhundertkatastrophe birgt die Gefahr, dass sich hinter einer Wand von Leid und Elend neues Unrecht entwickelt. Sei es, dass aus dem Unglück eigennützig politisches Kapital geschlagen wird, sei es, dass sich ein Wettbewerb entwickelt um den Status des großzügigsten, mitfühlendsten Helfers. Leider hat die in der Tat beeindruckende Hilfe auch aus Deutschland diesen Beigeschmack bekommen.
»Süddeutsche Zeitung«

Nur selten hat der Gedanke des Überlebens, das Gefühl, verschont geblieben zu sein, die Menschen auf unserem Planeten in einem solchen Maße und zum selben Zeitpunkt erfasst. (É) Hinter dieser immensen, tiefen Solidarität mit den Opfern der asiatischen Katastrophe verbirgt sich nicht nur die Notwendigkeit, sich zu identifizieren, sondern auch ein geheimes Schuldgefühl. Warum diese Katastrophe? Warum diese Opfer? Warum sie und nicht wir? Und wann werden wir dran sein? Die Globalisierung der Information und der Bilder hat uns alle plötzlich in einem »planetarischen Dorf« vereint.
»La Repubblica« , Rom

Artikel vom 08.01.2005